Inspirationen suchen...

von Chris

Nach den intensiven Wochen ist jetzt natürlich schon die Luft draussen. Und das ist auch gut so. Glaubt man nämlich so manchem Philosophen, dann ist es offenbar auch einmal notwendig, einen gelebten Prozess anzuhalten und zurückzuschauen. Reflektierte Vergangenheit hat was hübsches a sich, aber eigentlich schaue ich lieber nach vorne. Gleichzeitig trete ich aber auch auf die Bremse. Physisch nicht verausgaben, die Knochen erholen und die Kraft nicht verschleudern - körperlich, wie seelisch, wie geistig.
Aber Geist braucht doch auch ständig Nahrung. Und Träume. Ja, von was jetzt am Fels träumen, wenn die einstigen Ziele nur noch blosse Erinnerung sind? Darum habe ich mich das Wochenende mit der Bohrmaschine aufgemacht, um mir neue Visionen zu schaffen. Natürlich wieder nach Soyhières, wohin ich mein Kletterherz verloren habe. Einen Start gab es mit zwei Bolts in einer logischen Kombination aus dem Quergang von 'Déjà' bis zur Schuppe und dann nach links in die uferlos harte 'Temps Difficile', deren oberer Teil nach dem Brachialboulder aber auch für weniger ausgeprägte Mutanten wie mich machbar sein dürfte. Ich bin erstaunt über die wahnsinnig slopigen Strukturen und bouldere noch etwas planlos durch die Gegend. Die neuen Verbindungsmeter ziehen entlang einer abschüssigen (...wie soll's auch anders sein...) Leiste für die Finger, während die Füsse sich mit raffinierten Toehooks in einem Loch beschäftigen dürfen. Danke Olivier und Martina für's Sichern.
Am Sonntag war unglaublich viel los und viel Show wurde geboten. Kevin's immer neue Höhenrekorde in 'Rammstein' sind dabei eindrücklich anzusehen. Andy hat in 'Mines...' eine Variante entwickelt, so dass auch starken Movern bis 1,64 m Körpergrösse die Tür zur Route weit offen steht. Es geschieht zu viel, um alles zusammenzufassen....
Aber eine e-mail mit News aus dem am Samstag ebenfalls schon als überfüllt zu bezeichnenden Tüfleten hat mich doch sehr gefreut. Tom Hulf ist eine der seltenen Begehungen von 'Trinity' gelungen. Eine ultrakleingriffige Tour, die nach der Einstiegswand vom 'Tüfleten-Dach' gerade durch die Wand zieht und welche ich im Dezember 2002 eröffnen konnte. Mit seiner schier unerschöpflichen Motivation und enormen Fingerkraft sowie sicher auch mit den kühlen Temperaturen, hält er diese boulderige Perle jedoch nicht für 8b. Da mag er recht haben, da ich mit Einzelstellen - und dazu feingriffigen - eben doch eher überfordert bin... Freue mich über's Feedback und seine Begeisterung für diese doch eher aussergewöhnliche und vielleicht auch als undankbar zu beschreibende Kletterei.

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