Soyhières Report zum x-ten... :)

von Chris

Der Herbst neigt sich dem Ende zu. Aber in Soyhières ist noch längst kein Winter - genauer gesagt Schnee, Eis und arktische Kälte - in Sicht. Gut für alle Soyhières-Dovotees, die es lieber haben, wenn dank der kühlen Temperaturen die Finger an den Slopern kleben bleiben. Es war auch ein unglaublicher Herbst mit einer in diesem Gebiet noch nie dagewesenen Ticklist: Von links nach rechts: ‘L’enfer 8b‘ durch Andy aus Biel und Andy aus Freiburg; ‘Jusqu’au bout du monde 8b+/c ‘durch Thomas aus Bern; ‘Mines de rien 8b+‘ wiederum durch Thomas, unterstützt von Lukas, beide aus Bern, Kevin und Andy; ‘Déjà 8b+‘ erneut durch Thomas und Lukas aus Bern, Andy und mir; unzählige Begehungen von ‘Public Domain 7c/c+‘; ‘Atlantis 8a‘ wenigstens von Olivier und die befreite ‘Barberalla 8b‘ durch mich.


Kevin gives a try on Déjà 8b+
Auch Olivier und Thomas aus Mulhouse motivieren sich gemeinsam, fokussieren ihre Energien auf ‘Barbarella‘ und versuchen von der diesjährigen Trockenheit in der Route zu profitieren. Heute hat Thomas allerdings ein paar Steinchen aus dem ersten Sloper nach den Untergriffen in der oberen Crux herausgerissen. Jedoch war bei mir im Auto noch etwas von einer "Berner"-Kartusche zur Hand, so dass wir der Natur in klebender Weise wieder etwas zurückgeben konnten... :) Ein bisschen Schade, war die Tour doch bisher ohne jeden Kleber. Im knuperig, brüchigen Jura braucht es eben gelegentiche Unter- stützung. Ist halt schon kein Buoux, Verdon und Ceüse hier... :( Aber mal ehrlich: Was für ein Bild und stelle sich einmal als Nichtkletterer vor: Männer über 30 an einem wolkenverhangenen Sonntagnachmittag, die in 20 m Höhe einer Felswand nichts Besseres zu tun haben, als sich um ein kleines Steinchen zu sorgen, dass wieder an seinen bisherigen Platz zurückgeklebt werden soll...
Markus hat sich vernünftigerweise entschieden Vollzeitkletterer zu werden und seine dritte 7b mit ‘Bonus‘ zu realisieren. Wie man sieht, ist auch zur laschen Weihnachtszeit noch genügend Energie, Motivation und einfach pure Kletterleidenschaft vorhanden.

Bei mir geht es im Projekt mal auf und ab. Darum nenne ich es ganz bezeichnenderweise ‘Overdose‘, ein bisschen beeinflusst von AC/DC :) Der Quergang weg von ‘Déjà‘ gelingt nun zwar immer öfters. Aber eben noch nicht immer, was mir etwas mürb erscheint. Tja, auch nach bald 30 Jahren Moven habe ich immmer noch nicht viel gelernt. Dann kommt der Klipper des zweiten neuen Bolts mit einem fragwürdigen Rest. Hektisch zwei Mal hin- und hergeschüttelt und da verlassen mich schier die Kräfte im... äh, leider nein, nämlich schon vor dem nachfolgenden Schlüsselzug. Darum muss ich erst einmal am Bolt ruhen, sobald ich geschüttelt habe. Toller Rest! Den Cruxmove klettere ich jetzt doch mit dem Zweifingergrübchen links, um mit rechts an den Untergriff zu gelangen. Aber die Passage bleibt immer soooo steil... Alle Moves und Einhängeposition gehen mittlerweile, aber was heisst das schon. Psychisch kann ich die beträchtlichen Runouts mit den heiklen und sagenhaft anstrengenden Einhängern nun schon besser managen, aber runterfallen mag ich dann doch nicht. Deshalb gebe ich noch zu schnell auf und greife lieber in die Express... Die Psyche hängt halt schon von der Tagesform ab, will heissen was ich vor dem Klettern "um mich herum" habe und mich nicht aus der Ruhe bringt... Hört sich alles noch nicht so gut an - wenn ich ehrlich bin. Allein den zweiten Teil von ‘Overdose‘ zusammenzuhängen, erscheint mir nach wie vor fast illusorisch… Geduld, Geduld, Geduld… Aber habe ich die denn immer? Selbstbesinnung... Innere Mitte suchen... Omani padme und so, ihr wisst schon... OM!

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