Dévers Moutier - neues Hammergebiet im Jura

von Chris

Es gibt sie noch, die Wunder neuer fantastischer Klettergebiete mitten im Jura. Eines davon hat Julo Zambetti gefunden und mit Bolts hergezaubert: Die überhängende Wand mit dem bezeichnenden Namen “Dévers“ von Delémont kommend kurz vor Moutier (ca. 800 m) auf der orografisch rechten Seite. Schon vor Jahrzehnten, wenn ich mal durch die engen, gewundenen Täler fuhr, fielen mir die überhängenden, sich steil den Berghängen entlang ziehenden Felsbänder auf. Wahrscheinlich nicht nur mir… Aber mir persönlich blieb es ein Fragezeichen, wie man diese Wände erreichen könnte und ob die Felsqualität auch wirklich gut ist. Da mir Moutier zu weit entfernt schien und ich vor Jahren nicht so mobil wie heute war, erschien es mir auch nicht erstrebenswert, die Mühsal des Erkundens auf mich zu nehmen. Mit viel Liebe und Hingabe hat eben Nicolas dies alles auf sich genommen und eine Wand eingerichtet, die bei der ersten Annäherung Ehrfurcht erheischend gut 25 – 30° überhängend nach Süden sticht. Die Linien sind traumhaft. Allein zwei, drei Risse, die echte Klemmer versprechen und wunderbare Loch- und Leistenzerrer.

Leider, leider… es gibt auch kleine Wermutstropfen. Der Erste ist: Unter 7c ist nichts zu haben. Eine 6c+ ganz rechts vielleicht und noch eine 6c zum selber absichern… Nun ja. Dafür ist ab 7c eine superbe Kletterei nach der anderen geboten. Der Zweite: Es hat viele Löcher und Klemmer, die satanisch scharf sind… Jedoch mit Tape ganz annehmbar. Also, nicht abschrecken lassen. Ähem...ein dritter fällt mir noch ein - aber nur für die, welche so etwas auch wirklich stört: Der Zustieg ist nämlich höllensteil und recht alpin. Ganz ungewohnt und auch etwas abenteuerlich fängt dieser über eine Trittleiter abkletternd an. Jene befindet sich am Rand der den Fluss überquerenden Brücke. Dann heisst es 200 Höhenmeter brutal und tricky hochschottern. Endlich oben, gibt’s dafür eine wunderbare Aussicht auf den Klus der anderen Seite und in die Talsohle, in welcher hinten auch Moutier zu sehen ist. Richtig tiefer, dramatischer Jura eben. Erste Routen, eine 7c und eine “8a und härter-„ sowie zwei “8b und härter-Projekte“ sind über ein Fixseil zu erreichen. Diese kenne ich aber (noch) nicht.

Etwas höher ein kleines, dafür schönes, flaches Plätzchen. Von dort ziehen drei Hammerrouten weg. Absolut grossartig über athletische Moves an ganz guten Griffen mit völlig abgefahrenen dynamischen Zügen sowie Überkreuzern zieht “Drogues douces“, eine leichte 8a, diagonal durch die Wand. Diese gelang mir in wenigen Versuchen und ich schwärme euch jetzt noch was davon vor :) Von der Kette könnte man noch nach oben weiter und Erstbegeherlorbeeren ernten. Sieht aber nach einer fast uferlosen Einzelstelle aus. Dann der wahnsinns 8a-Riss “On n’a pas tous la chance d‘être zen“. Ohne Tape, sprich Risskletterhandschuhe ( !), mussten ich und Uli aber schon unsere Ausboulderbemühungen aufgeben. Aber – Wow! – soooo gut!!!! Rechts dann der scheinbar vom lieben Klettergott in Stein gemeisselte Traum “ Trente-nerfs“ 8a. Ein erstes Ausbouldern hat mich in den Bann geschlagen und ich muss bald wieder kommen. Laut Uli aber gestaltet sich der Durchstieg härter als erwartet. Hart für den Grad und super geeignet zum Finger aufreissen. Augenblicklich markiert sein Blut eine wahre Spur über die Griffe… Hört sich wohl nicht so gut an. Aber Leute, die Züge, der Fels, die Qualität des Plätzchens… das macht den Mix für bestimmt eine der interessantesten Routen in diesem Grad im Jura (und gar weiteren Umgebung?). Verrückte Züge, Hooks, Überkreuzer sind geboten und viel Athletik, aber auch Technik sowie Kreativität sind nötig. Avis aux amateurs, nicht wahr?... :)

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