Der kletternde Jura-Dinosaurier

von Markus

An einem wunderschönen Tag im Jura ist es passiert. Hier in diesem Klettergarten: La Jacoterie


Erfolg. Endlich Erfolg. Die Fotofalle hat zugeschnappt und wir können an dieser Stelle eine dieser ganz seltenen Aufnahmen eines Jura-Dinosauriers zeigen. Tief im Jura ist uns dieser Schnappschuss gelungen, ein Ort, den der Jura-Dinosaurier traditionell meidet. Wir wissen nicht, was dieses stattliche Exemplar in diese Gegend verschlagen hat. Die Sprache kann es auf keinen Fall sein, Jura-Dinos verstehen nur ganz schlecht die französische Sprache.

Auf dem Bild ist klar zu erkennen, dass es etwas wacklig und ungelenk versucht, einen Klettergurt anzuziehen. Offenbar handelt sich um ein eher etwas älteres männliches Exemplar. 50 Jahre hat es sicher auf dem Zähler.  Die Fotofalle muss es fürchterlich erschreckt haben, denn, so wird uns berichtet, anschliessend sei es „wie verrückt“ die Wände hoch geklettert. Es habe Route um Route geklettert. Mit seinem stattlichen Beinwerk und den für sein Gewicht etwas gar dünnen Unterarmen habe es immer wieder fast schon hilflos versucht, seine etwas aus der Form geratene Körpermitte in die Höhe zu wuchten. Aber irgendwie sei es immer wieder oben angekommen.

Es gibt leider keine fotografischen Belege aber es wird davon berichtet, dass dieses Prachtexemplar der dramatisch vom Aussterben bedrohten Spezies auch schon im leicht abdrängenden Fels gesichtet worden sei. Eigentlich unvorstellbar, denn es ist nicht erklärbar, wie so viel Gewicht überhaupt irgendwie in die Höhe gestemmt werden kann. Offenbar müssen Jura-Dinos über versteckte Reserven oder Fähigkeiten aus längst vergangenen Zeiten verfügen. Vermuten lässt sich, dass sie vielleicht über eine natürliche Begabung verfügen, sich mit der Natur zu verschmelzen und die in der Natur schlummernden Kräfte (Stichwort: may the force be with you) zu aktivieren. Es besteht weiter grosser Erklärungsbedarf und weitere Forschungen sind dringend notwendig. Aber suchen wir nicht weiter nach Erklärungen und Antworten, sondern freuen wir uns doch alle, diesen Jura-Dino noch einmal lebend gesehen zu haben.

Im traditionellen Winterrückzuggebiet des Dinos, dem Pelzli, soll es noch ein oder zwei weitere Exemplare geben. Die seien aber nicht annähernd so stattlich im Speck wird berichtet. Selbst ein in diesen Breitengraden in freier Wildbahn selten anzutreffendes kletterndes Nilpferd wird dort regelmässig im Winter gesichtet. Wenn also jemand mal ein Nilpferd und ein Dino klettern sehen will, der muss sich die Mühe nehmen und den weiten Weg in das etwas versteckt liegende Pelzmühletal antreten.

Es wurde uns zugetragen, dass der Jura-Dinosaurier und das Nilpferd ihr Winterrückzuggebiet verlassen hätten und nun zusammen des Öfteren am Fels von Soyhières gesichtet werden. Das ergibt Sinn, sind doch Dinosaurier von Geburt aus einfach nur eines: sauschwer. Da braucht es natürlich ein passendes Gegengewicht. Es war der 5. März, als das elefantöse Nilpferd Sicherungspunkte in der 1. Seillänge der neuen Route „50 est le nouveau 20“ anbrachte. Es habe so ausgesehen, als ob da einfach keine schwere Stelle in der Route sei. Will heissen, Nilpferde können saugut klettern. Später an diesem Tag kletterte Alt-Dino flink wie ein Wiesel im Vorstieg bis zur Schlüsselstelle hoch. Vor der Schlüsselstelle dann das übliche Szenario: Alt-Dino zapft die Kräfte der Natur an und kletterte wie ein junges Reh (oder wie heisst jetzt schon wieder das grosse Tier mit den grossen Ohren und dem langen Rüssel im Gesicht) etwas gar steif die Route sturzfrei durch. Alt-Dino sei sehr glücklich gewesen und fühlte sich wie 20. Gut für uns zu wissen ist, dass das Nilpferd den Dino sicherte. So können wir nun sicher sein, dass der Umlenkhaken definitiv hält.

Kommentare