Septumania - Wie alles begann

von Markus

Eine etwas komische Seillänge liegt hinter mir. Ein kleiner, leicht zu kletternder Aufschwung führt direkt in eine Platte. Etwas verloren stehe ich da und suche den nächsten Bolt und sehe nur 10 Meter weiter links den Standplatz. Ohne Anstrengung geht’s über die wie immer absolut tritt- und grifflosen Platten hinüber zu den beiden Bolts. Das übliche Ritual beginnt. Wenige Minuten später steht Jürgen neben mir am Standplatz. Wir wechseln einmal mehr die Hardware und er geht weiter. Weit und breit ist kein Bohrhaken zu sehen, es besteht aber auch nicht die Möglichkeit ein mobiles Sicherungsgerät anzubringen. Jürgen klettert sicher, alles ist im grünen Bereich. „Noch 2 Meter“ rufe ich ihm zu in der Hoffnung, dass er es hört. „Stand“ kommt als Antwort zurück und ich mache mich an meine Arbeit. Standplatz abbauen, Rucksack schultern, alles geht wie im Traum. Ich klettere Meter um Meter und dann plötzlich sehe ich Jürgen mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht und ohne Helm mich sichern. Wenige Schritte sind es noch bis zu ihm und dann ist es soweit. Eine unendlich grosse Freude überkommt mich. Ich bin nun völlig sicher, dass ich die „Septumania“ am Eldorado geklettert habe. Ein langer fast 30-jähriger Traum geht in diesem Moment in Erfüllung! Noch heute, 2 Tage nach diesem Moment schwirrt mir der Kopf vor lauter Freude und ich kann mein Glück bis heute noch nicht so richtig in seiner ganzen Tragweite begreifen.

Wie immer, gibt es zu diesem Event eine kleine Geschichte, die ich der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten möchte. Dazu, es sei mir bitte erlaubt, muss ich etwas tief in die Vergangenheit ausholen aber ich hoffe, dass es sich lohnt. Die Geschichte geht wie folgt:

Die Grimsel-Gegend und im Speziellen die von der Handegg hat mich schon immer fasziniert. Bereits 1980, kurz nach dem Startschuss zur Erschliessung des Ölbergs, gingen wir dort klettern. Allein der Zustieg von 15 Minuten vom Parkplatz zum Einstieg machte den Ölberg zu einem lohnenden Ziel für uns Basler. Wir kletterten den „Engeliweg“, der mit insgesamt 13 Bohrhaken gesichert war bis zum „Siebenschläfer“ hoch. Die erste Seillänge des „Siebenschläfers“ ist bis heute eine andere Liga. Wo heute 5 Bolts stecken, lachte gerade mal ein etwas rostiges Exemplar aus der Platte. Ich habe es bis heute nicht geschafft, diese Seillänge fehlerfrei zu klettern. Zu klein sind die Tritte und meine Augen sind in der Zwischenzeit auch nicht mehr die besten… In den frühen 80er Jahren kletterte ich mit Peter Rüger durch „Eile mit Weile“. Die Schlüsselstelle kletterten wir mit je einem Hänger, wir kamen aber die anschliessende heutige 6c-Platte nicht hoch. So wechselten wir in den „Siebenschläfer“ und kletterten diesen fertig. Peter erzählte mir ein paar Wochen später, dass er durch die „Septumania“ geklettert sei. Diese Route sei wunderschön und die müsse ich unbedingt klettern, aber er würde sie nicht nochmals klettern. Die Gebrüder Rémy sollen dort viele schöne Routen eröffnet haben und er möchte eine andere klettern.

Als ich im Jahre 2000 nach einer fast 20-jährigen Pause wieder mit dem Klettern begonnen habe, spukte natürlich sofort wieder die „Septumania“ in meinem Kopf herum. Aber es sollten noch ein paar Jahre mehr durchs Land ziehen…

Erst anfangs der Nuller-Jahre, ca. 2002 oder 2003 kehrte ich an den Ölberg zurück. Zusammen mit Silvio kletterte ich im Nachstieg durch den „Siebenschläfer“. Dabei musste ich aber realisieren, dass mir Plattenschleichereien überhaupt nicht mehr liegen. Erst im 2006 ging ich nochmals an den Ölberg um festzustellen, dass Plattenschleichen das Schlimmste überhaupt ist. Für mich war meine ehemalige Paradedisziplin zur Strafaufgabe geworden. Doch der Traum ist geblieben: Septumania.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Auch nach über 25 Jahren erinnere ich mich noch sehr gut an meine Begehung der Septumania. Es war während einer Kletterwoche mit der JO-Bachtel. Als noch unerfahrener Kletterer war die Begehung für mich wie ein Rausch und da ich die ganze Route führen musste hat mich das Ganze enorm beflügelt und meine Passion für das Klettern nachhaltig entfacht.

Danke für deinen Bericht!

Marcel