Septumania

von Markus

Sonntagmorgen, 11 Uhr. Ich hole Jürgen in Basel ab und zusammen fahren wir über Bern, Thun, Interlaken, Innertkirchen und Guttannen ins Grimsel-Gebiet. Schon bald stehen wir am Ölberg beim Einstieg des „Engeliweg“. Obwohl wir uns schon Jahre kennen, sind wir noch nicht ein einziges Mal zusammen klettern gegangen. So ist es für uns beide wichtig, die Kommandos in Mehrseillängen zu üben und generell das Feeling für den Granit zu bekommen. Nur kurz sehe ich, dass im aktuellen Kletterführer die erste Seillänge mit 5b bewertet ist. In meinem zugegeben etwas veraltetem Kletterführermaterial wird die erste Seillänge mit 4+ angegeben. Wir binden uns ins Seil ein und wenige Minuten später steige ich in die erste Seillänge ein. Es ist für uns Jura-Kletterer schon ein etwas bizarres Gefühl, nur auf Reibung zu stehen und die Platten hochzulaufen. Nach ein paar wenigen Metern kommt das gute Gefühl zurück. Sofort merke ich, dass heute ein ganz guter Tag werden könnte. Ich fühle mich super, mental stark und das ganze Equipment ist perfekt abgestimmt. Das Klettern macht derart viel Spass, dass wir beinahe den „Engeliweg“ hochrennen. Und dann ist sie wieder da – die erste Seillänge vom „Siebenschläfer“. Jürgen ist an der Reihe und für mich ist es ein wunderbares Schauspiel, wie er sich sicher über diese sehr schwer lesbare Platte nach oben kämpft. Klettern der Spitzenklasse, einfach super. Da die nächste Seillänge vom „Siebenschläfer“ komplett nass ist, entscheiden wir uns für die erste Seillänge von „Eile mit Weile“. Ich bin an der Reihe und ich kenne die Seillänge noch in etwa. Selbst nach 25 Jahren weiss ich noch, wie ich keine der heiklen Stellen klettern konnte und wie mich Peter fast schon hochgezogen hat. Nun, dieses Mal bin ich am scharfen Ende des Seils. Etwas mulmig ist mir schon, weiss ich doch, dass beim vierten Bolt eine fürchterlich schwere Stelle kommt und der Weg von dort bis zum Stand ohne Seil von oben nicht kletterbar ist. Ich weiss, dass Jürgen perfekt im Falle eines Falles sichern wird. Diese Gewissheit lässt mich mit der Seillänge beginnen. Ich komme gut voran, die Runouts sind beachtlich und schon bald stehe ich beim vierten Bolt. Toll, denke ich mir, bis hierher ging doch alles recht gut. Aber jetzt ist guter Rat teuer. Da hat es keine Griffe, keine Tritte, der Bolt ist auch etwa 50 Zentimeter weiter unten und wenn ich stürze, dann wird das richtig wehtun. Alternativen? Keine. Und jetzt? Ich überlege hin und her, aber die einzige Lösung sehe ich darin, den Gummi meiner Sharma-Überhang-Schuhe optimal zu setzen und dann einfach keine hektischen Bewegungen zu tun und in kleinen Schritten nach links zu etwas strukturiertem Fels zu gelangen. Das ist einfacher gesagt als getan, aber es scheint mir die einzige Lösung zu sein. Langsam beginne ich mit der vorgesehenen Kletterbewegung. Und sehr schnell stehe ich einfach mit den Füssen zu 100% auf Reibung auf der Platte, keine Griffe, einfach nichts und kann weder vorwärts noch rückwärts. Und für runter habe ich dann überhaupt keine Lust. Eine Lösung muss her, ganz schnell und so sehe ich, dass linkerhand in meiner Reichweite so etwas wie ein Griff sein könnte. Vorsichtig strecke ich mich aus und erwische diesen – GERETTET. Die anschliessenden Meter, in meinem Hirn als unkletterbar abgespeichert, bieten schönste Kletterei, sind aber überaus sportlich abgesichert. Glücklich und zufrieden komme ich am Standplatz an und weiss jetzt, was mir über viele Jahre gefehlt hat: Plattenschleichereien. Zurück im Hotel genehmigen wir uns ein grosses Bier und sind guter Dinge für den Montag, 20. Juni 2011. Wir sind guter Dinge für den Durchstieg der „Septumania“.

Es ist Montag, 20. Juni 2011 in der Früh. Bereits um 6 Uhr gibt es Frühstück. Das Wetter sieht nicht ganz so verheissungsvoll aus. Dicke Wolken hängen über dem Grimsel, doch alles ist trocken. Wir sitzen ins Auto und fahren vom Hotel Handeck hoch zum Grimsel. Kurz nach dem 11% Steigung aufweisenden Tunnel sehe ich auf der Strasse grosse Steine liegen. Wie kommen denn diese Steine mitten auf die Strasse frage ich mich. Ich verlangsame die Fahrt und dann realisiere ich, dass sich die Steine bewegen. Ein paar Meter später begegnen wir einer ganzen Murmeltierfamilie mitten auf der Strasse auf ihren Morgenausflug. Als sie das Auto hören huschen sie flink die Hänge hinauf und wir können problemlos bis zum Hospiz fahren. Die Temperaturanzeige im Auto zeigt immerhin 4 Grad an. Für einen Sommertag doch ziemlich frisch, doch wir haben keine Zeit uns darüber Gedanken zu machen. Wir schultern die Rucksäcke und nehmen den 1 1/2 Stunden langen Zustieg zum Eldorado unter die Füsse. Wir sind allein unterwegs und ziemlich genau in der angegebenen Zeit stehen wir beim Eldorado. Ui, denke ich mir, das ist seit dem letztem Mal etwas höher geworden. Das Eldorado hat eine sehr beeindruckende Höhe. Schnell sind wir beim Einstieg der Septumania. Ein grosses rotes S zeigt den Einstieg an. Wir vereinbaren, dass wir im Vorstiegswechsel klettern und dass ich die erste Seillänge übernehme. Jürgen gibt mir Hardware und mein Klettergurt wird immer schwerer. Er drückt mir auch Keile und Friends in die Hand. Und dann schaue ich zum ersten Mal in die erste Seillänge und erschrecke ganz gehörig. Als Bohrhaken verwöhnter Basler Jura Kletterer vermisse ich diese silbern glänzenden Inseln der Rettung. Weit oben, nach vielleicht 20 Metern sehe ich den ersten Bohrhaken glänzen. Ich sehe auch einen Riss links von der ausgewaschenen Wasserrille. So muss es gehen, absichern mit mobilen Sicherungsgeräten bis zum Haken und dann ist ja bald der Stand erreicht. Das ist der Plan.


Das Bild zeigt mich Momente vor dem Einstieg in die Route.

In meiner schon fast als Antiquariat zu bezeichnenden Kletterführersammlung habe ich "Schweiz extrem" aus dem Jahre 1989 gefunden. Ich konnte es nicht sein lassen und habe die Bewertungen und die Anzahl der Bohrhaken verglichen. Daran möchte ich auch die Leserschaft teilhaben lassen:

1. Seillänge (1989: 5-; 0 Bh / 2004: 5c+; 2 Bh)

Ich starte etwas eirig die ausgewaschene Rinne hoch. Es geht alles gut, nach 10 Metern lege ich meinen ersten Friend seit Jahren. Er hält. Weiter geht es zum ersten Bolt. Super, denke ich, jetzt ein etwas schwierigerer Move und oben bist du. Da habe ich aber die Rechnung voll ohne meinen Mut gemacht. Der hatte sich gerade mal von dannen gemacht. Die Stelle stellt sich als tricky heraus aber lösbar. Weiter zum zweiten Bolt und schon sehe ich den 1. Standplatz. Es sind ewig lange Meter bis dorthin. Der Bolt so weit unten, der Fels etwas feucht zum Teil auch nass und keine Möglichkeit irgendwie abzusichern. Es wird schon irgendwie gehen, denke ich, strapaziere meine Nerven zum ersten Mal bis zum Anschlag und schon stehe ich beim 1. Stand.

2. Seillänge (1989: 5; 1 Bh / 2004: 5c; 2 Bh)

Ich erinnere mich an einen Satz von Domi. Er sagte: "Lass dich nicht von der 2. Seillänge erschrecken, es wird alles besser." Jürgen steigt vor. Ich weiss heute noch nicht, wie er über diese knackige und vor allem nasse Stelle geklettert ist. Wahnsinn. Die ganze Seillänge ist feucht, so richtig Spass kommt nicht auf. Heute weiss ich, was Domi mit seinem Satz gemeint hat.

3. Seillänge (1989: 5; 1 Bh / 2004: 5b; 3 Bh)

Ich bin wieder an der Reihe und irgendwie schaffe ich es auf dieser rutschigen 5b Platte bis zum zweiten Bolt zu gelangen. Die Nerven sind schon richtig gut angespannt. Dann beginnt das Fiasko par excellence. Die ausgewaschene Rinne wird zu einem halben Bachbett und ist nass. Keine Rettungsinsel weit und breit. Mit viel Gottvertrauen klettere ich weiter. Nach vielleicht 8 Meter sehe ich endlich die Möglichkeit, einen Friend zu legen. Er hält super. So gesichert klettere ich weiter, lege einen Stopper. Langsam gewöhne ich mich an die etwas urtümliche Kletterei und nach gefühlten 3 Stunden stehe ich am Stand. Die Selbstsicherung hält und dann schaue ich nach unten und sehe, dass sich sowohl der Friend wie auch der Stopper zum Bohrhaken hinunter verabschiedet haben. Da hat es also noch viel Room for Improvement.

4. Seillänge (1989: 4+; 0 Bh / 2004: 5b; 2 Bh)

Jürgen steigt eine wunderbare Seillänge vor. Seine Friends halten.

5. Seillänge (1989: 5+; 1 Bh / 2004: 5b; 3 Bh)

Ich bin wieder an der Reihe und frage mich, wie ich es denn je schaffen werde, diesen Quergang bis zum ersten Bolt zu meistern. Das ist einfach eine Granitplatte ohne Sicherungsmöglichkeit und der dazu gehörende Runout. Dass ich mit Jürgen mit einem Superpartner in der Route unterwegs bin gibt mir die Sicherheit, dass auch im Falle eines Falles alles mit rechten Dingen zugeht. Etwas zögerlich geht es die ersten Meter hoch und typischerweise verklettere ich mich. Also die ganzen Meter wieder runter und 2 Meter weiter rechts nochmals das gleiche Spiel von vorne. Endlich gelange ich zum ersten Bolt und sofort fühle ich mich sicher. Die nächsten Meter sind Granitkletterei in Perfektion, reiner Genuss. Eine herrliche Seillänge mit viel Grip, Griffen und bester Kletterei.

6. Seillänge (1989: 6/6+; 3 Bh / 2004: 6a; 4 Bh)

Bevor Jürgen den ersten Bolt klinken kann, darf er schon mal ganz fein auf seinen Zehenspitzen tanzen und ohne Griffe 6 Meter klettern. Die schwere Stelle ist nun geschafft, meinen wir. Wir meinen falsch. Später in der Seillänge kommt nochmals so eine trickreiche Stelle, die jeden Basler Jura Kletterer eigentlich überfordern müsste. Nicht aber Jürgen. Chapeau!

7. Seillänge (1989: 5+; 1 Bh / 2004: 5c; 2 Bh)

Und dann stehen wir am Stand und schauen uns fragend an. Wo geht die Route durch? Hat es irgendwo einen Hinweis, wohin die Reise gehen soll. Wir sehen nur weit oben den Stand. Hoffentlich ist es der von der Septumania. Nun gut, da müssen wir durch, da muss ich durch. Das ganze Material hängt an meinem Klettergurt und nach ein paar Meter sehe ich dann endlich, wo die 2 eingezeichneten Rettungsinseln stecken. Aber die sind unheimlich weit auseinander. Da hilft nur eines: Konzentration und durch. Eine wunderbare Plattenschleicherei nimmt nach rund 45 Metern ihr Ende.


Da ist mir das Lachen bereits etwas vergangen.... (Bild nach der 7. Seillänge)

8. Seillänge (1989: 6/6+; 3 Bh / 2004: 6a-; 4 Bh)

Jürgen klettert im Vorstieg diese etwas komische Verschneidung hoch und ist bald aus meinem Sichtfeld. Eine typische Septumania-Seillänge: Kletterei wechselt unvermittelt mit Schleicherei. Und die Schleicherei hat es halt immer so in sich und ist immer von einem Runout begleitet.


9. Seillänge (1989: 5+; 1 Bh / 2004: 5c; 2 Bh)

Vom Stand schaue ich die nächsten Meter hoch. Es stellt sich wie eigentlich immer die gleiche Frage: wo geht die Route lang? Nach einigem Suchen finde ich den ersten Wegweiser. Aber bis dorthin klettern? Wieder so ein Runout der Extraklasse. Die ersten Meter sind wieder so wahnsinnig hart. Sobald aber der Rhythmus gefunden ist, wird alles deutlich leichter. Bald erreiche ich den 1. Bolt und klinke diesen erleichtert ein. Herrliche Kletterei bis zum Stand ist nun zu bewältigen. Eine Traumseillänge!

10. Seillänge (1989: 6+; 3 Bh / 2004: 6a+; 5 Bh)

Jürgen klettert die Schlüssel-Seillänge. Vom Stand geht es rechts weg unter einem kleinen Dach hindurch. Das wird wieder so ein Wahnsinns-Gebastel mit dem Rücksack auf dem Rücken, denke ich. Bald ist Jürgen über das kleine Dach geklettert und verschwindet aus meinem Blickfeld. Langsam aber stetig muss Jürgen klettern, denn so muss ich das Seil ausgeben. Meter um Meter gleiten so durch meine Hände. Es gibt keine ruckartigen Bewegungen, nichts. So hänge ich am Standplatz und sichere Jürgen. Endlich kommt das Kommando, dass ich mich auch auf die Reise machen kann. Es wird wirklich ein Gebastel unter dem Dach durch. Ein schöner Move über das Dach und schon stehe ich am Anfang dieser Wahnsinns-Seillänge. Einfach gehen und nicht stehen bleiben, so bellt es in meinem Kopf. Nie stehen bleiben, einfach nicht stehen bleiben, sonst bekommst du den Schwung nie mehr hin und es wird grauenhaft werden, schrillt die Alarmglocke. Die Runouts sind mehr als sportlich! Es besteht keine Möglichkeit, irgendeinen Keil oder Friend zu platzieren. Einfach gehen, gehen, gehen und auf keinen Fall stehen bleiben. Das ist die Lösung für diese Seillänge!

11. Seillänge (1989: 4+; 2 Bh / 2004: 5b; 3 Bh)

Nach einem etwas dummen Verhauer, finden wir wieder auf die richtige Linie zurück. Die Seillänge ist übersichtlich mit 3 Bolts gesichert, wobei der 3. Bolt kurz vor dem Stand platziert ist. Dort macht er auch Sinn, denn der Abstand zum 2. Bolt ist derart gross, dass ein Fehler an dieser Stelle zu einer ganz schlimmen Sache führen könnte. Aber Runouts sind wir in der Zwischenzeit gewohnt und so kann mich diese Seillänge nicht mehr schockieren. Was ich in Seillänge 10 gelernt habe, kann ich hier umsetzen: gehen, gehen, gehen und den Rhythmus behalten!

12. Seillänge (1989: 4; 0 Bh / 2004: 4c; 2 Bh)

Jürgen klettert die nächste Seillänge, wieder eine typische Seillänge für die Septumania: Seillänge 11 ist eine pure Granitplatte ohne Griffe und Tritte. Seillänge 12 bietet herrliche Kletterei mit guten Griffen und Tritten.

13. Seillänge (1989: 6-; 3 Bh / 2004: 5c; 3 Bh)

Ui, ui, ui. Da steht mir aber ein ganz gewaltiges Stück Arbeit bevor. Nervlich bereits ziemlich strapaziert habe ich das seltene Glück, diese im trockenen Zustand sicher ganz tolle Seillänge heute mit breiten Wasserstreifen verziert angehen zu dürfen. Bereits der Anfang der Seillänge bis zum 1. Bolt bereitet mir grosse Schwierigkeiten. Der Kopf ist alles andere als bereit. Ich lege noch einen guten Friend wohl wissend, dass die nächsten 10 Meter mit diesen Bedingungen richtig schwierig werden. Ich zögere und finde den Anfang einfach nicht. Der Kopf macht total zu. Immer wieder höre ich den Satz: es geht nicht. Es geht weder vorwärts noch rückwärts. Alles ist im Off-Modus. Und ganz plötzlich kommt von irgend woher mit einem Riesentumult der Song Motörhead. Es gibt eigentlich fast keinen passenderen Ort, als genau in dem Moment Motörhead abzuspielen.

Besser als erwartet, komme ich auf die Schuppe hoch und kann mich mit dem linken Fuss zwischen zwei Wasserspuren gut abstützen. Wenn die Seillänge jetzt zu Ende wäre, hätte ich gewonnen. Aber ich muss ja weiter, viel weiter. Ein unendlich harter Kampf tobt in meinem Hirn und endlich gelange ich zu diesem guten Griff. Ich habe gekämpft wie ein ganz Grosser, mein linker Unterarm ist völlig ausgepumpt. So stehe auf einem guten Tritt und bekomme fast nicht mehr den Bolt gleich vor meinen Augen geklippt. Mein Atem rasselt, der Unterarm ist völlig durch aber eine ganz grosse Freude überkommt mich, dass ich diese Stelle geschafft habe. Nach einer langen Pause klettere ich etwas wacklig die Seillänge fertig. In der Zwischenzeit bin ich mir ziemlich sicher, dass ich meinem Traum verwirklichen kann. Motörhead hämmert unablässig weiter. Pausenlos.

14. Seillänge (1989: 4+; 2 Bh / 2004: 5b; 3 Bh)

Jürgen ist wieder dran und klettert eine wunderbare Seillänge mit grossen Griffen und Tritten. Unsere Sorgenfalten werden aber immer grösser. Seit der 10. Seillänge hält sich das Wetter überhaupt nicht mehr an die Wettervorhersage. Dicke Wolken hängen über unseren Köpfen und manchmal spüren wir den einen oder anderen Tropfen Regen.

15. Seillänge (1989: 5+/6-; 3 Bh / 2004: 5c; 4 Bh)

Aus dem Stand geht es in herrlicher Kletterei mit Griffen und Tritten über in eine Granitplatte. Einmal mehr muss ich den Weg suchen, die Runouts können mich überhaupt nicht mehr erschrecken. Alles läuft wie im Film ab. Mein Traum, einmal die Septumania klettern zu können wird langsam Wirklichkeit. Langsam realisiere ich, dass dies meine letzte Seillänge im Vorstieg gewesen ist und ganz langsam kommt eine ganz grosse Freude auf. Jürgen kommt nach und wir wechseln zum letzten Mal das Material.

16. Seillänge (1989: 4+; 0 Bh / 2004: 4a; 1 Bh)

Jürgen zieht los. Es ist ja nur noch 1 Seillänge mit einem Bolt. Aber den finden wir nicht mehr. Nach 60 Metern ist das Seil aus, Jürgen holt mich nach und nach wenigen Minuten bin ich mir absolut sicher. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich bin so unwahrscheinlich glücklich! Ein unbeschreibliches Gefühl überkommt mich. Herrlich!

Geschafft!

Und jeder, der schon mal den Abstieg zu Fuss vom Ausstieg hinunter zum Einstieg durchlebt hat weiss, was jetzt kommt. Mühsam kämpfen wir uns nach unten um dort die Rücksäcke zu schultern und wieder 1 1/2 Stunden zurück zum Hospiz zu laufen. Mir tut bereits nach 30 Minuten Marsch alles weh. Aber irgendwie schaffen wir es um 21 Uhr im Hotel Handeck frisch geduscht mit einer sehr guten Flasche Wein auf den erfolgreichen Tag anzustossen.

Und so endet ein knapp 30-jähriger Traum. Lange, sehr lange musste ich warten, bis alle Puzzle-Teile perfekt aufeinander abgestimmt waren. Beim Schreiben dieser Zeilen wird mir einmal mehr wieder bewusst, welch wunderbares Geschenk Mutter Natur uns Kletterern mit diesem einzigartigen Eldorado beschert hat und mit welchem Mut und Können die Gebrüder Claude und Yves Rémy ein einzigartiges Schmuckstück des Klettersports erschaffen haben.

Kommentare

mike k hat gesagt…
Hey Markus,

schöner Bericht. Welche Friends (Größe) habt ihr denn in Septumania einsetzen können?

Danke und viele Grüße
Micha