Unterwegs im Aare-Granit

von Markus

Am 13. Juli 2011 kletterten Matthias und ich am Grimsel. Die Wettervorhersage war für diesen Tag blendend. Es sollte den ganzen Tag die Sonne vom Himmel lachen und erst gegen Abend die ersten Gewitter geben. Mit diesen Informationen im Gepäck, war es für uns Pflicht die Sonnencrème mit mindestens Faktor 30 einzupacken. Bei einer solchen Wettervorhersage ist ein beissender Sonnenbrand bereits vorprogrammiert.


Mit Matthias bin ich zum ersten Mal in einer Mehrseillängen-Tour unterwegs. Es sollte eine einfache und sehr gut abgesicherte Route sein. Von Runouts à la Septumania hatte ich erst mal genug. Wir wollten in Wechselführung klettern. Für Matthias hiess das, sich seit langer Zeit wieder einmal am scharfen Ende des Seils viele Meter auf Granitplatten hochzuarbeiten und den nicht immer offensichtlichen Weg zu erkunden. Viele Jahre war er nicht mehr auf Granitplatten unterwegs und es ist halt für uns Basler Jura-Kletterer auf den ersten Metern immer so ein "Rumgeeiere" bis endlich der Kletter-Rhythmus gefunden ist. Die Wahl fiel auf "Greenhorn" im Sommerloch. Diese Route ist 8 Seillängen lang, gilt als "super" abgesichert und es braucht 10 Express zur Absicherung.


Die Route "Greenhorn" ist wirklich eine tolle Route und eignet sich exzellent für ein gemütliches Klettern auf Granitplatten. Mir ist allerdings schleierhaft, weshalb die Standhaken und zum Teil die Zwischenhaken so seltsam verbogen sind. Wenn dies vom Schnee herrührt, dann muss dieser hier im Winter wohl 100 Meter dick liegen. Werden sie von herunterfallenden Steinen dergestalt verbogen, dann wären Einschläge zu sehen. Ich denke es kann nur davon kommen, dass wohl 5 Seilschaften sich den gleichen Haken teilen.


Bereits nach 3 Stunden sind wir beim Ausstieg angelangt. Die letzte Seillänge ist die mit Abstand schönste. Die Schwierigkeit wird mit 5b angegeben. Eine Stunde später sind wir bereits wieder beim Einstieg. Wir wechseln hinüber zum nur ca. 10 Minuten entfernten Räterichsbodensee. Die Wahl fällt auf die Route "Schnäägesiider", welche mit 5a bewertet ist. Matthias steigt die erste Seillänge vor. Beim 4. Bolt hält er inne und sagt: "Jetzt weiss ich, weshalb hier ein Maillot im Haken hängt. Der nächste Bolt fehlt." Ohne mit der Wimper zu zucken macht er sich zum 15 Meter Runout auf und klettert sicher hoch zum ersten Stand. Die Route ist wunderschön zu klettern und nur in der letzten Seillänge fehlt an einer trickreichen Stelle ein Bolt. Fällt dort der Vorsteigende, dann hat wenigstens auch der Sichernde spürbar was davon. Auch in dieser Route sind die Standhaken und zum Teil auch die Zwischenhaken seltsam verbogen. Der Schnee halt...

Zum Abschluss genehmigen wir uns ein kühles Bier im Grimsel Hospiz. Ein wundervoller Tag mit 13 Seillängen im perfekten Aare-Granit geht zu Ende. Auf der Rückfahrt über den Brünig sehen wir, dass das für den Abend angesagte Gewitter ganze Arbeit geleistet hat.

Kommentare