6 Sommerwochen und die 200 - Part 3: La Balme, Ventavon, Orpierre


von Chris

Balme de Yenne - viel Wundersames hatte ich schon über diese Wand gehört. Ein scheinbar idealer Fels für den Sommer - sagen zumindest die Franzosen. Über den Col de la Croix Haut fuhren wir nach Chambery und von dort über den Col du Chat nach Yenne. Unmittelbar vor der Brücke der D1605 über die Ain Savoie und gegenüber der Bar kann man gut Parken. Und wenn man dann auch noch heil die Strasse überquert, sind es läppische zwei Minuten bis zur imposanten, gut vierzig Meter hohen Wand.

Eine Show von Sintern und einer eindrücklichen Grotte, die sich - wenn man davor steht - zuerst gar nicht so gross ausnimmt. Dann jedoch - wenn man hineinläuft - findet eine Verrückung der Dimensionen statt und die Tiefe der Grotte erscheint einem surreal. Schaut mal auf das Foto und sucht darin Tina...

Aber eine grosse Enttäuschung war der überraschend klatschnasse Fels. Das erstaunte uns dann doch sehr, ist doch dieses Jahr als ein eher regenarmes zu bezeichnen. Woher nur kommt nur das viele Wasser? Wir entschieden uns dann versuchsweise eine Nacht zu bleiben und ein paar Routen auszutesten, die etwas trockener erschienen. Nach einer Übernachtung in einer schon etwas kitschigen Gîte gegenüber dem Dent du Chat hofften wir auf schnell trocknende Routen.
Dem war aber nicht so und alles, was ich im zentralen Wandteil versuchte war schmierig und jedes Loch mit Wasser gefüllt. So ergaben sich für uns nur die zwei äusserst links gelegenen Climbs, eine natürliche 7c+ ohne Namen und die 90% trockene Apocalyse, ein Klassiker des Gebiets und recht toughe 7b+ mit allerdings auch gechippten Griffen. Na ja, nächstes Mal vielleicht wieder… Super sehen die Routen ja zweifelsfrei aus. Aber wie ich später erfahren habe, hielt sich die Nässe dieses Jahr hartnäckig. Schade, wäre doch La Balme in nur vier Stunden von Basel aus zu erreichen. Aber so, ohne Infos über die Bedingungen, gestaltet sich ein Besuch dann doch schon mal zu einer Lotterie.

Weil die schwülwarme Luft und der Wetterbericht für die nördlichen Alpen keinen guten Aussichten zuliessen und wir zwar gerne in der Schweiz die Gastlosen oder auch Sex du Corbeau ausprobiert hätten - jedoch nach dem Erlebnis in Balme davon ausgingen, dass alle nordseitigen Wände nass seien - fuhren wir wieder über den Col de la Croix Haute zurück (später erfuhren wir von staubtrockenen und guten Bedingungen in diesen Gebieten… das soll mal einer verstehen!).

In der Nähe von Gap gibt es noch das Ventavon, das ganz ähnlich wie Ceüse als Fluh auf einer Bergkuppe liegt. Ich dachte, dass auch dort am Nachmittag der Schatten einfallen würde. Aber den einstündigen Zustieg konnten wir uns sparen, stellten wir doch von unten schnell fest, dass dies nicht der Fall ist. Ein Niederländer, der sich dort eines der wenigen Häuser gekauft und in einen Paradiesgarten verwandelt hat, klärte uns zudem auf, dass wegen der Sonne vor Oktober nie Kletterer auftauchen würden. Somit war der Fall klar. Einfach mal weg… ziellos… orientierungslos… planlos.

Irgendwie landeten wir in Orpierre, wo es viel zu heiss war.

Das Gebiet war aber - notabene - rappelvoll! Und nicht nur Leute aus dem Norden, sondern auch Spanier und Italiener. Wieso in diesem Gebiet?, fragte ich mich. Wegen der Kletter-Disneyland-Atmosphäre mit abendlichem Unterhaltungsprogramm mit Disco sowie Karaoke auf dem Dorfplatz? Ganz böse gelästert: Das Einzige, was dort noch fehlt, ist die Rolltreppe zum Fels.

Nein, so schlimm ist es auch wieder nicht. Und wenn ich mir die vier Seillängen der "Mines de rien" am Quiquillon anschaue, möchte ich sogar wiederkommen. Noch was am Rande: Alle mit 8a und aufwärts bewerteten Routen sollen ja angeblich Pipileicht sein. Ich war jetzt das zweite Mal dort und kam auch diesmal keine einzige ohne Hängen hoch… habe meine Unfähigkeit mal schnell auf die 30°C abgeschoben ;) Egal, es war ein nettes Ausklingen lassen eines Zweiwochentrips und unsere Stimmung war ohnehin ganz oben nachdem wir in einer wahrhaft abgeschiedenen Gegend eine Ferme auf einem Bio-Bauernhof fanden, wo wir uns einmal vergewissern konnten, dass es Totenstille wirklich gibt. Perfektes Chill-Out!

Dann die Fahrt zurück nach Basel. Schon Abends und die Sonne nur noch wenig über dem Horizont meint Tina, wir hätten genug im Auto gesessen und könnten das ominöse "Boot" bei Neuveville anschauen. Solche spontanen Ideen liebe ich und schöpfe Kraft, Motivation und Begeisterung daraus.
Die vielen Stunden Fahrt und der von der Sitzhaltung jammernde Rücken waren mit einem Schlag vergessen. Was wir dann mit dieser Grotte vorfanden, war dann doch noch einmal eine Überraschung mehr und ganz am Ende des Roadtrips - wie die Amis gerne zu sagen pflegen - the icing on the cake :)

Part 4 folgt

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