Update - August 2012

von Markus

Schauenburg

1.8.2012 / mit Heike und Roland

Der Nationalfeiertag sollte mir wieder einmal ein Erlebnis der speziellen Art bescheren. Nach rund 12 Jahren konnte ich endlich den "Schrägriss" klettern und damit wieder eine Route von der S-Liste streichen. Als zweite Route und als Projekt für diesen Tag hatte ich mir die Route "Das kommt vom vielen Saufen" ausgesucht. Diese Route wird mit 6b bewertet und nach meinen etwas hart erkämpften Erfolgen in der Falken wollte ich testen, ob ich auch an der Schauen in einem Tag eine Route in diesem Schwierigkeitsgrad klettern konnte. Im richtigen Augenblick traf Heike bei Roland und mir ein und überredete mich zu einem Versuch ohne vorheriges Auschecken. Gott sei Dank hat sie das gemacht und so konnte ich eine mit 6b bewertete Route flash klettern. Mann, war ich glücklich und der Tag war damit eigentlich schon gerettet. Es schien, als ob sich das harte Falken-Training sich ausbezahlt hätte.

In einem Anflug von Wahnsinn stieg ich anschliessend gleich im Vorstieg in eine 6a ein. Wer 6b im flash kann, der kann doch auch eine 6a onsight klettern. Oder? Die ersten Züge gingen super. Ich fühlte mich gut und sah mich schon den Umlenker klippen. Genauso habe ich mir diesen Tag vorgestellt. 2 Routen an einem Tag sauber punkten. Aber ich hatte das Fell des Bären schon verkauft bevor ich ihn erlegt hatte. Will heissen, dass ich bei der sackharten Schlüsselstelle jämmerlich versagte. So jämmerlich, dass ich mich nicht einmal bis zum nächsten Bolt hochklettern traute. Roland brachte das Kunststück fertig, das Top-Rope einzuhängen, inklusive auch etwas schwächeln an der Schlüsselstelle. So viel Ehrgeiz habe ich noch in mir, dass ich eine 6a an einem Tag klettern möchte und wollte natürlich diese Route noch an diesem Tag "heimbringen". So kämpfte ich mich nochmals bis zur Schlüsselstelle hoch. Nach ewig und 2 Tagen hatte ich eine für mich kletterbare Lösung ausgebouldert, extrem wacklig und mental etwas herausfordernd. Einmal mehr musste ich feststellen, dass 6a an der Schauen irgendwas zwischen 5c bis 6c sein kann. Die Schlüsselstelle ist um einiges härter als in „Top Dog“ oder in „Meteor“. Die Lösung des Rätsels fand ich darin, dass diese Route bereits 1986 geklettert wurde. Einmal mehr bestätigt sich, dass auch früher unheimlich stark geklettert wurde. Beim 2. Go scheiterte ich allerdings ein zweites Mal. Und Geissbock Kari sorgt auch nicht mehr für Unterhaltung. Schade.

Und so entsteht locker vom Hocker ein Projekt für den Herbst.

Le Paradis

4.8.2012 / mit Markus

Bereits im letzten Jahr war ich zweimal in diesem wunderschönen Gebiet. Die super eingerichteten leider etwas kurzen Mehrseillängen-Routen sind immer ein Hochgenuss. Die Sonne meinte es gut und sandte ihre wärmenden Strahlen schon früh am Morgen zur Erde hinab. Wir kletterten durch die wunderschöne "Metatarses" und wurden gut gebacken, eher schon gebraten. Als zweite Route kletterten wir "La Degreubée". Diese Route bereitete uns ganz viel Spass auch deshalb, weil ich onsight eine 6a+ klettern konnte. Zum Abschluss gönnte ich mir noch eine klassische Platten-Route im Schwierigkeitsgrad 6a.

Escalera

11.8.2012 / mit Andrea

Ich klettere für mein Leben gern durch Mehrseillängen-Routen. Eigentlich kann ich davon nicht genug bekommen. Zusammen mit Jürgen stieg ich dieses Jahr bereits durch die "Direkte" im Bockmattli und bescherte mir so ein schönes Abenteuer. Auch mit Andrea verbindet mich diese schöne Leidenschaft für Mehrseillängen-Touren. Andrea sicherte mich ein einziges Mal in meinem "Drama zu Schauenburg" als ich diese sauschwere 6a nicht hochkam. Wir verabredeten, dass wir doch dieser Leidenschaft nachgehen sollten. Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass alles so schnell gehen sollte.

Aufstieg zum Hintisberg (Danke Andrea)
Bereits um 8 Uhr trafen wir uns in Egerkingen. Wie schon letztes Jahr dauerte es rund 20 Hundertstel-Sekunden bis alles umgeladen war und das Auto weiter fahren konnte. Die Fahrt ging flott voran und schon sehr bald sassen wir im Rest. Stalden bei Sommer, Sonne, Kaffee und dem Ticket hoch zum Hintisberg. Es gab kein Halten mehr, wir mussten weiter. Andrea kannte bis dahin den Hintisberg nicht und so war es für sie sicher das grössere Abenteuer als für mich. Wir parkieren das Auto, optimieren das Gewicht der Rucksäcke und tigern in 30 Minuten hoch zum Einstieg. Die Sonne lacht vom Himmel, für Basel sind für diesen Tag Temperaturen über 30 Grad angesagt. Hier oben, auf knapp 2300 Meter ist es angenehm warm aber nicht heiss. Wir binden uns ins Seil und Andrea klettert die 1. Seillänge in ihrer eleganten Art fehlerfrei hoch. Die anschliessende Seillänge ist mir überlassen und ist jetzt nicht gerade der absolute Bringer. Über lose Grasbüschel kämpfe ich mich zum Fels hoch und freue mich auf die dritte Seillänge. Andrea hat sich auf meinen Rat hin für die bequemen Schuhe entschieden. Ich konnte allerdings nicht ahnen, dass die bequemen Schuhe etwas gar bequem geraten sind. So blieb ihr nichts anderes übrig, als in Clown-Schuhen eine etwas doof zu kletternde 5c+ Stelle zu meistern. Die restlichen Meter der dritten Seillänge sind sagenhaft. Fantastische Kletterei treffen wir an, es ist herrlich. Die vierte Seillänge steige ich wieder vor, Seillänge fünf wird wieder die Beute von Andrea. So klettern wir gemütlich bei strahlendem Sonnenschein und allein in der Route dem "Gipfel" entgegen. Die Aussicht hinüber zu Eiger, Mönch und Jungfrau tut das Übrige um ein tolles Klettererlebnis zu haben. Seillänge 6 steht nun an. Es ist dies die Schlüsselseillänge. Etwas überrascht über die Steilheit mache ich mich ans Werk. Die Abstände der Bohrhaken verunsichern mich etwas und zudem kann ich die Schlüsselstelle nicht einsehen. Ich starte mit dem Klettern. Konzentriert und völlig fokussiert steige ich höher. Griffe, Tritte wohin ich schaue. Der Fels verlangt interessante Kletterbewegungen und viel zu schnell stehe ich vor der super gesicherten Schlüsselstelle. Wie klettere ich da bloss hoch? Sorgfältig überlege ich mir verschiedene Möglichkeiten, denn ich will unbedingt diese Seillänge onsight klettern. Die erste zurecht gelegte Bewegungsabfolge muss ich bereits nach wenigen Zügen abbrechen. Ich habe die falsche Taktik gewählt. Also abklettern  zum Ausgangspunkt und Alternativen suchen. Ich erinnere mich in dem Moment intensiv an das Erlebnis in La Plagne. Dort zeigte mit der YJD, dass es immer eine Alternative gibt. Ich nehme mir viel Zeit, schüttle meine Arme gut aus, erhole mich sehr gut. Nach einer langen Pause fühle ich mich fit um Plan B in die Tat umzusetzen. Ich habe alles richtig analysiert und kann die Schlüsselstelle ohne irgendwelche Probleme klettern. Nach weiteren 7 Meter stehe ich am Umkehrpunkt der Route „Escalera“. Andrea klettert die Seillänge fehlerfrei in wenigen Minuten im Nachstieg durch und schon ist es wahr: wir haben zusammen unsere erste Mehrseillängen-Tour geklettert.

Geschafft (Danke Andrea)
In dreimal Abseilen erreichen wir unsere Rucksäcke und gönnen uns erst mal einen richtig grossen Schluck Wasser. Gemütlich packen wir unsere Siebensachen zusammen und kehren zum Auto zurück. Auf der Alp genehmige ich mir noch ein eiskaltes Bier – herrlich und Entspannung pur!

Somit endet für mich die "Trilogie der Leichten" am Hintisberg. Aber wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang. Ich freue mich auf den Beginn der „Sinfonie der Schweren“.


Sunneplättli

18.8.2012 / mit Andrea

Der Jura-Dino halt. Der geht bei jeder Temperatur klettern. Da mag es etwas kalt sein wie dieses Jahr im Februar, er geht draussen klettern. Da mag es etwas warm sein, er geht draussen klettern. Für den 18. August sind die höchsten Temperaturen im Sommer 2012 angesagt. Andrea hat die Idee, am „Sunneplättli“ hoch über dem Vierwaldstättersee klettern zu gehen. "Sunneplättli" heisst es sicher deshalb, weil es a) vollkommen gegen Süden ausgerichtet ist, b) die Sonne sicher voll draufknallt und c) sicher nicht im Sommer dort geklettert wird. Aber man soll ja alles einmal ausprobieren und antizyklisch Klettergebiete aufsuchen. Auf der Fahrt nach Gersau stelle ich einmal mehr fest, wie einzigartig schön die Schweiz doch ist. Ich gebe gerne zu, dass ich wirklich sehr gerne in die Ferne fahre und fremde unbekannte Länder bereise, aber ich freue mich immer wieder auf die Rückkehr in die Schweiz. Aber ich muss ja hier auf diesem Blog keine Werbung für die Schweiz machen.

Blick vom Sunneplättli auf den Vierwaldstättersee (Danke Andrea)
Zurück zum „Sunneplättli“. Bereits um 10:30 sind wir am Fels. Die Sonne lacht einmal mehr vom Himmel und das Licht glitzert auf dem dunkelblauen Vierwaldstättersee. Das Klettern am „Sunneplättli“ ist wunderschön und sehr abwechslungsreich. Es gelingen mir mehrere Routen onsight.

Kampfbegehung (Danke Andrea)
Welch eine Freude für mich und jetzt weiss ich, dass das beinharte Falken-Training einen harten Kerl aus mir gemacht hat, der auch winzig kleine Griffe voll durchblockieren kann. Gott sei Dank wurde ich in letzter Zeit häufig zum Gang in die Falken überstimmt. Um 15 Uhr rinnt uns der Schweiss bachweise über den Körper und selbst ich habe für heute genug geklettert. Das will ja schon was heissen. Aber es lockt ja noch eine andere Attraktion am heutigen Tag: das Schwimmen im Vierwaldstättersee.

Zürich

25.8.2012 / mit Chris

In den ganz frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fand ich den Weg zur Musik. Wer mich kennt weiss, dass ich eher die etwas unsanftere Kombination von Tönen mag. Musik muss lebendig sein, muss von innen kommen, muss ansprechen, muss provozieren und kantig sein. Mainstream, dieses „alles gleich klingen und machen“, das liegt mir einfach weniger. Angesprochen wurde ich 1974 von einem ganz neuen Soundstil. Bis dato hörte ich vor allem Deep Purple (das Meisterwerk „Made in Japan“ höre ich heute noch regelmässig), Emerson, Lake & Palmer (Brain Salad Surgery) und natürlich Pink Floyd (wir warteten auf den Release von „Wish you were here“). Dieser neue Sound faszinierte mich unheimlich auch vor dem Hintergrund, dass ich endlich einmal verstand, was die Jungs denn so sangen. Gesungen wurde in deutscher Sprache und der Titel hiess „Autobahn“. Die Band „Kraftwerk“ verzauberte mich vom ersten Augenblick an, doch hatte ich nicht genügend Geld um mir ihre Scheiben kaufen geschweige denn eines ihrer so seltenen Konzerte besuchen zu können. So vergingen die Jahrzehnte und mein Traum blieb. Dieser Traum hiess: „Einmal Kraftwerk live sehen und hören“. Am Zürich OpenAir vom 25. August 2012 um exakt 23:45 Uhr standen Chris und ich mit offenem Mund vor der Bühne und kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Das Wort „sensationell“ genügt nicht um zu beschreiben, was wir gesehen und gehört haben. Es war schon fast überirdisch, genial, mit Worten nicht zu beschreiben. Die 3D-Animationen sind unbeschreiblich. Dass wir allerdings an diesem Tag mehrere Stunden von Petrus intensiv mit Wasser versorgt wurden, das ist reine Nebensache. Ein Traum ging in Erfüllung und manchmal braucht es einfach seine Zeit, bis der richtige Moment im Leben für das richtige Ereignis kommt. Geduld ist einer der Schlüssel zum Glück.

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