von Markus
...dabei wollte ich doch jeden Monat einen kleinen Update schreiben.
Aber das ging nicht. Schlechtes Wetter, eine Delle bei der Motivation, Ferien in
Venedig, kalte Pfoten bei einem Abenteuer am Bärenfels und tausend andere Dinge verhinderten erfolgreich, dass ich an
dieser Stelle von heroischen Taten schreiben kann. Heroisch ist
vielleicht einfach nur, dass ich im Dezember den Jahreszähler definitiv wieder um eins nach oben stellen konnte. Das ging sogar ohne Training und Anstrengung.
Oh. Doch. Jetzt fällt mir doch was ein, was zu erzählen es sich lohnt. Here it goes:
Im Oktober 2012 konnte ich noch mein Projekt an der Schauenburg
klettern. Die eifrigen Blog-Leser wissen sicher, welche Route ich meine.
Beim Durchstieg der mit 6a bewerteten Route kam ich so ins Keuchen,
dass sich die Bäume im Rhythmus meines Atmens wiegten. Sturmböen waren
die Folge, umgestürzte Bäume säumen seither den Einstiegsbereich an der Schauenburgerfluh. Völlig k.o. kam ich beim Umlenker an und schwor mir, jetzt
ernsthaft mit einem Training zu beginnen. Schon kurze Zeit später quälte ich mich mit ständig abnehmender Begeisterung durch die ersten Training-Sessions. Dabei musste ich
feststellen, dass ich aber so etwas von komplett ausser Form war,
eigentlich wäre Aufhören die bessere Variante gewesen. Aber ein alter
Jura-Saurier gibt nicht so schnell auf. Da muss zuerst ein Meteorit auf
die Erde knallen, bevor ein echter Saurier mit dem Klettern aufhört! Das ist allerdings auch schon mal vor geraumer Zeit vorgenommen und ist demnächst wieder möglich. Also, man soll nie nie sagen. Um diese fürchterliche Delle bei der Motivation auszubeulen, sah ich mir immer und immer
wieder Chris Sharma's Begehung von "Dreamcatcher" an. Und tatsächlich - ich
wurde bei jedem Mal Film schauen stärker. Auch am Plastik ging es immer
besser. Nach kurzer Zeit des Trainings fühlte ich mich fit wie schon lange nicht mehr und entschloss
mich, der Welt eine neue und wichtige Route zu schenken. State of the
Art sollte sie auch sein und deshalb im ganz reinen Stil geklettert, also Free
Solo. Ich trainierte mich geistig weiterhin mit "Dreamcatcher" und
körperlich mit Trainingsessions der Extraklasse. Mein Plan wird klappen,
ich wusste es!
Auf den mir zur Verfügung stehenden Fotos konnte ich eine neue
extravagante neue Linie durch die Nordost-Südwand entdecken. Der Routenname war auch schon klar,
alles sehr offensichtlich. Plötzlich musste dann alles ganz schnell
gehen. Meinen ersten kleineren Wutanfall bekam ich in Zürich beim
Einchecken. Wer diese Software erfunden hat und meint sie sei gut,
der.... Lassen wir das! Nach rund 4 Stunden Flug kommen meine Liebste und ich im
Norden eines ganz grossen Kontinents an. Hier herrscht richtig gute
Stimmung. Für die 10 Kilometer vom Flughafen ins Basislager benötigen
wir mit dem Auto rund 2 Stunden. Offenbar ist durchgesickert, dass ein Jura-Dinosaurier angekommen ist um eine neue Route zu klettern. Anders
konnten wir uns das grosse Verkehrsaufkommen nicht erklären.
Schon früh am Morgen des nächsten Tages stehe ich nach kurzem Marsch vor
der einzigartig schönen Felswand. Topmotiviert und mit den besten
Kletterschuhen an den Füssen, zieht es
mich unwiderstehlich an die Wand. Ein erstes Mal den Fels berühren. Whow! Da fliesst richtig Energie durch den Körper. Ein
Motivationsschub durchströmt mich. Nichts kann mich zurückhalten. Jetzt
muss es geschehen. Jetzt! Alles passt perfekt! Mit zielsicherem Schritt gehe ich auf die
Stelle zu, an der meine Traum-Route und ein Meilenstein im Klettersport starten wird. Am 21.12.2012 um exakt 10:28
steige ich ein. Und dann sehe ich das hier...
Heldentaten verhindernd! |
"Gopferdeggel" schimpfe ich laut vor mich hin. Da trainiere ich wie Meister Güllich seelig in seinen besten Tagen, bin völlig psyched und dann das. Das war auf dem Foto nicht zu sehen. So werden Heldentaten zunichte gemacht! Was hat sich der Anbringer der Tafel nur gedacht. Eine heroische Tat - im Keim erstickt.
Natürlich lasse ich nicht los. Ich will es jetzt wissen. Wenn es schon nicht die Via Belzoni (7a+, WI4, A3, VII, -M8+, CAM8, SS, BR1 und vor allem BBQ) an
der Chephren-Pyramide sein soll, dann halt ein etwas harter Boulder
ganz in der Nähe. Nach wenigen Minuten schon stehe ich vor dem
Riesenteil und sehe mich in atemberaubend schönen Moves (da können die
Cracks wirklich nicht mithalten!) etwas linkerhand der Originalroute
einen neuen Topboulder im Gebiet klettern. "The Big Cat" wird locker mit
V12 durchgehen. Ich hoffe allerdings, dass nicht das gleiche Schicksal wie bereits vor einigen Jahren
nochmals zuschlägt. Seinerzeit hat ein guter Bekannter aus der gleichen
Gewichtskategorie versucht, eine direkte Linie
zu klettern. Dabei ist ein etwas grösseres Stück Fels abgebrochen. In
der einschlägigen Fachliteratur wird dieser Moment ausführlich dokumentiert.
Klar zu sehen, welchen Schaden Obelix anrichtete |
Bei der näheren Analyse des Felses komme ich aber zu einem für Alle weisen Entschluss: ich lasse diesen V12 Boulder sein, denn "The Big Cat"
noch ohne Ohr - das wäre zu viel! Es genügt, wenn
sich diese schöne Katze in rund 50 Jahren vom Grundwasser aufgelöst sich
buchstäblich verdünnisiert hat. Und der blöde weisse Flattermann nervte auch schön gewaltig.
Also nichts mit Klettern, alle Pläne den Nil runter und dann ab ins
Mittelmeer. Aber Punkte konnte ich bei meiner Liebe doch noch sammeln.
Ein kühler Cocktail auf der Terrasse vom Old Cateract mit einzigartig
schönem Ausblick auf den Nil - das hat schon was. Und die anschliessende
Nilfahrt war auch nicht schlecht.
Blick vom Old Cataract auf den Nil bei Assuan |
Kommentare
Und das Ende der Sphinx naht? Ist sie denn auch ein Juradino?... ;) Und noch was - ach ja! - jetzt wissen wir auch den wahren Grund, warum Obelix auf der Flucht war und ins Exil nach Russland - oder Asyl beim "wahren Demokraten Putin" (Zitat Gerhard Schröder) - gehen musste...