von Markus
Samstag, 7.9.2013
Wir treffen uns um 07:45. Das Auto ist gepackt, der Benzintank randvoll, das Ziel ist klar,
die Wettervorhersage etwas vage. Das erste Mal seit mehr als 4 Jahren
gehe ich für eine Woche klettern. Ich freue mich sehr, endlich wieder meinem geliebten Hobby zu frönen. Ok, die
Voraussetzungen könnten durchaus besser sein. Seit mehr als 3 Jahren
kein regelmässiges Training mehr, letztes Jahr eine neue Arbeitsstelle in
Bern angetreten und deshalb abends kaum mehr Zeit ins B2 zu gehen,
dieses Jahr Umzug von Pratteln nach Oberwil. Und älter werde ich auch
und ich merke das unweigerlich an den deutlich längeren Erholungspausen.
Aber, so ist es nun mal, ich kann die Zeit auch nicht aufhalten. Es
passt alles bestens zusammen. Ach ja, das Ziel, wohin soll es denn
gehen? Das Ziel heisst: Frankenjura
Der Frankenjura |
Damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. 1988 oder 1989 war ich
das letzte Mal in der Gegend, allerdings war der Grund dafür nicht so
wirklich toll. Während meine Frau im Spital in Erlangen lag, suchte ich
die berühmten Stellen der Klettergeschichte. So entdeckte ich eher
zufällig zwischen riesigen Bäumen und hinter Büschen versteckt den
Richard Wagner-Fels und damit "Fight Gravity, 8+" und "Amadeus Schwarzenegger, 10-".
Allerdings konnte ich die Routen nicht richtig einordnen, denn ich
begann bekannterweise erst rund 10 Jahre später wieder mit dem Klettern. Für mich waren dies einfach DIE Routen, die ein Kletterer einmal gesehen haben muss. Das Eldorado entdeckte ich auch noch und damit "Stonelove"
von Jerry Moffat. So fuhr ich in der Fränkischen Schweiz bei Dauerregen
hin und her, fand keine für mich kletterbaren Felsen und es blieb nur
ein Wunsch übrig, vielleicht einmal noch in dieser Gegend Klettern gehen zu können.
Gut Ding will bekanntlich Weile haben und es dauerte bis in den
September 2013 bis ich zusammen mit Jürgen den Trip in die Fränkische
antreten konnte. So, genug der Historie, jetzt geht's mit
Lichtgeschwindigkeit in die aktuelle Zeit.
Das Navi zeigt rund 500 Kilometer bis nach Untertrubbach. Wir werden bei
Oma Eichler untergebracht sein. Die 258 Pferdchen freuen sich auf die
Reise und geben alles. Bereits nach rund 4 1/2 Stunden sind wir auf dem
Campingplatz. Rasch wird das Zelt aufgestellt und nach gefühlten 2
Minuten später sind wir auf dem Weg zu unserem ersten Kletterziel.
Jürgen hat alles minutiös studiert und so kann es für heute nur 1 Ziel
geben: die Soranger Wand.
Auf Anhieb finden den wir den richtigen Weg dank moderner Technologie. Alles passt perfekt. Etwas erschrocken
stellen wir fest, dass doch sehr viele andere Leute das gleiche
Klettergebiet ausgesucht haben. Aber auch das ist halt heute so. Es verändert sich alles und Klettern ist in der Zwischenzeit zu einem Breitensport geworden.
Bergkameraden aus Stuttgart sorgen dann auch für die entsprechende
Lärmkulisse am Fels. Während Jürgen und ich fast schon wortlos unsere
Routen klettern, wird auf schwäbisch ganz klar der Grund angegeben,
weshalb man eine 8 nicht klettern kann. Nein, nicht dass die falsche
Meinung aufkommt, ich könne 8 klettern, aber der für mich
hochinteressante Satz ging ganz einfach. Er lautete: "Ich muss halt 83
Kilo halten". Ich wäre froh, ich müsste nur 83 Kilo halten. So aber
realisierte ich einmal mehr, dass es immer eine unterschiedliche Sicht
auf die Dinge gibt. Wir kletterten wir die ganz Grossen.
Gebiet: Soranger Wand
1. Domino, 5- / onsight
2. Tatzel, 4+ / onsight
2. Tatzel, 4+ / onsight
3. Divieto, 6- / onsight / Grosse Griffe, genauso wie ich es mag. Die Hakenabstände sind etwas gewöhnngsbedürftig. Aber das wird sich sicher legen....
4. Aus die Maus, 6+ / rotpunkt / nachdem sich die Stuttgarter vom Acker gemacht hatten, war es wunderbar ruhig und die Konzentration war wieder da! Supertour in super Fels. Selbst die Hakenabstände sind kein Thema mehr!
4. Aus die Maus, 6+ / rotpunkt / nachdem sich die Stuttgarter vom Acker gemacht hatten, war es wunderbar ruhig und die Konzentration war wieder da! Supertour in super Fels. Selbst die Hakenabstände sind kein Thema mehr!
Noch ein kurzes Wort zum Wetter. Die Wettervorhersage verschlechterte sich von Tag zu Tag. Statt phänomenales Herbstwetter soll uns das übliche Herbst Grau-in-Grau begleiten. Einzig der Wetterdienst der US-Navi meldete schönes Wetter. Ich weiss jetzt, dass die US-Navi eben auch nicht alles weiss und auch nicht immer recht halt.
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