Frankenjura: Ein Jura-Saurier auf Abwegen - Freitag

von Markus

Freitag, 13.9.2013

Neuigkeiten zum Wetter? Ja, da war was. Aber was war genau? Nun, die Regenwolken haben sich gleichmässig über das Land gelegt und ein stundenlanger Landregen hat schon lange in der Nacht eingesetzt. Somit kann ich bestätigen, dass an den insgesamt 13 Tagen, an denen ich in meinem Leben im Frankenjura war, an 11 Tagen das Land gut begossen wurde. Nun denn, die Natur braucht das Wasser, wir alle brauchen das Wasser.

Nichtsdestotrotz konnten Jürgen und ich an insgesamt 7 Tagen klettern gehen. Jürgen fand immer eine Wand, die selbst bei diesen unwirtlichen Bedingungen trocken war und wir unserem Sport frönen konnten. Schwierig war einzig, die richtige Kombination von schweren und leichten Routen zu finden. Ich bringe halt nicht mehr als eine 6a+ am Tag wenn mir die Route liegt. Das ist halt so und gilt es zu akzeptieren.

Diese Route liegt nicht mehr in einem Tag drin - Action directe
Wir wollen klettern gehen, auch heute am Freitag dem Dreizehnten. Wir fahren nochmals an die Wolkensteiner Wand, da wir wissen, dass diese Wand absolut regensicher ist. Schon nach wenigen Minuten hängt Jürgen das Seil in sein Projekt und die einzigen, die wirklich richtige Freude ausstrahlen sind die Schwalben, die Jürgen in luftiger Höhe umkreisen. Vom Boden aus sehe ich Jürgen kaum, eine Dampfwolke hat sich elegant an die Wand geschlichen.

Ich bin übermütig und gehe onsight in die Route "Schupps mich, 6". Einen 6er sollte ich doch nun endlich nach soviel Training klettern können. Aber bei der einen etwas schwereren Stelle in der Route streikt alles in mir. Das Hirn ist ein einziger Betonblock, der Körper zittert vor lauter Überlastung. Es gibt für mich nur eine Entscheidung: so schnell wie möglich wieder nach unten, alles zusammenpacken und einfach nicht mehr klettern. Heute geht definitiv nichts mehr. Die Minuten und Stunden vergehen und ich erhole mich ganz langsam. Das Seil hängt noch in der Route und so lasse ich mich auf das Experiment eines Top-Rope Durchganges zu Trainingszwecken ein. Ich klettere ohne nennenswerte Schwierigkeiten hoch, die Kraft ist da und auch das Hirn funktioniert. Bei meiner letzten Umkehrstelle angekommen, schaue ich mir die Sache genauer an und stelle verdutzt fest, dass ich ja nur einen einzigen nicht mal schweren Zug hätte machen müssen. Oh je, da habe ich mir nun aber ein schönes Geschenk gemacht, so denke ich mir. Ein Zug mehr und ich hätte eine tolle Route onsight geklettert gehabt. So muss ich nun aber nochmals ganz von vorne und von unten beginnen. Als ich wieder auf dem Boden stehe merke ich aber, dass Flasche schon gewaltig leer ist. Sofort tritt Plan B mit einer langen, langen Pause in Kraft. Jürgen klettert eine Route nach der andern und ich hoffe einfach, dass mich noch kosmische Energiestrahlen treffen würden, damit ich wieder zu Kräften komme. Die Hoffnung stirbt zuletzt heisst es ja, aber auch die Hoffnung stirbt. Die kosmischen Energiestrahlen treffen nicht ein und so bleibt mir nichts anderes übrig, als meine allerletzten Reserven zu mobilisieren. Oh je, das wird ein Kampf geben. Das übliche Prozedere geht los und ich bin zu müde um noch nervös zu werden. Das sind gute Voraussetzungen, denn so komme ich richtig gut über die schwierigste Stelle der Route gleich zu Beginn. Völlig verdutzt über die Leichtigkeit des Moves und des Vorhandenseins von Kraft mache ich mich auf den Weg zum Umlenker. Alles passt perfekt, alles ist gut und so stehe ich wenig später sturzfrei beim Umlenker.

Gebiet: Wolkensteiner Wand

Schupps mich, 6 / rotpunkt
 
Wir sind jetzt beide etwas angezählt. Ich fühle mich wie ein Boxer in der achten Ründe, schon zweimal angezählt, nahe am KO. Doch es ist noch früher Nachmittag und so entschliessen wir uns noch zu einem Gang an den Weissenstein. Jürgen klettert einmal mehr Route um Route und auch ich komme in den Genuss von zwei traumhaft schönen und kurzen Routen. Beide schaffe ich im Flash. Die letztere von beiden ist eine der schönsten Routen, die ich je in diesem Schwierigkeitsgrad geklettert habe. Typisch Frankenjura stecken auch nur 2 Bühlerhaken in der Route. Bin ich froh, dass Jürgen eine Verlängerung eingebaut hat, sonst hätte ich wirklich passen müssen. Ein Sturz oberhalb des zweiten Hakens hätte wohl mein persönliches Grounding bedeutet. So aber konnte ich diese Route klettern und anschliessend zusammen packen. Nichts geht mehr. Flasche ist leer, komplett. Aber das war auch der Sinn dieser Kletterwoche.

Gebiet: Weissenstein

Muffengang, -6, Flash
Don't worry be happy, -6, Flash

Zusammen mit Jürgen habe ich einen traumhaft schönen Kletterurlaub erleben und in so kurzer Zeit noch nie so viele schöne Routen klettern dürfen. An dieser Stelle möchte ich den Terminator zitieren: I'll be back

Meinen herzlichsten und aufrichtigsten Dank geht an Jürgen, der mich mit einer nie gekannten Präzision durch diesen wunderschönen Kletterurlaub geführt hat und mir eines der besten Klettergebiete (der Welt?) gezeigt hat. Es ist unbeschreiblich toll, einen solch motivierten und engagierten Kletterer kennen zu dürfen. Jürgen, herzlichen Dank für alles!

Jürgen
Und hoffentlich dauert es nicht nochmals 20 Jahre, bis ich in den Frankenjura klettern gehe. Dann wäre ich schon über 70 Jahre alt und in dem hohen Alter verreisen Jura-Saurier höchst ungern...

Kommentare

Thomas hat gesagt…
Geiler Bericht, da kommen so viele Erinnerungen hoch. Der Frankenjura ist einfach einzigartig. Schade dass Ihr so viel Pech mit dem Wetter hattet.