Update


von Markus

Jahrelang bin ich in Pratteln vom Steinenweg hinunter zur Hauptstrasse gefahren und immer las ich folgenden Schriftzug an einem der wenig übrig gelassenen alten Häusern:

Es eilt die Zeit
Mensch, sei bereit

Die Zeit, sie eilt wirklich und ich bin nicht annähernd bereit. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass mein letzter Eintrag vom Januar 2014 datiert und meine Begehung der „Illusion“ im Pelzli unter Einfluss von Heavy Metal beschreibt.

Der Januar war kühl
Es ist seit Januar viel gelaufen, wenn auch nicht die grossen spektakulären Sachen. Die „Illusion“ war mein Projekt für das Jahr 2014. Dass ich die Route gleich im Januar werde klettern können, hat mich doch überrascht und so habe ich mein Jahresziel viel zu früh erreicht. Wie immer nach einem Projekt, fällt es schwer neue Herausforderungen zu finden. Mehr aus Verlegenheit denn als Projekt konnte ich überraschend schnell die „Realität“ gleich links von der „Illusion“ klettern. Auch versuchte ich mein Glück in der Route „s’Vreni“, aber ich kann die untere leichtere Schlüssel-Stelle nicht klettern. Ich weiss nicht, wie das geht. Das ist aber auch gut so, denn so habe ich definitiv mindestens einen Grund, im Herbst/Winter 2014/2015 wieder ins Pelzli zu gehen und kann dort wieder den Jura-Saurier spielen. 

Mit Chris verbrachte ich wiederum ganz spannende Klettertage an der Parois, wo ich das erste Mal seit bald drei 3 Jahren in einer Route mit dem Schwierigkeitsgrad 6c unterwegs war. Es sieht gut aus, ich muss noch etwas an der Performance üben, aber die Route sollte gehen. Stay tuned. 
Stil-Leben an der Paroi des Romains
Im Februar, die Wettervorhersage für den Basler Jura war grässlich, überredete mich Heike zu einem Trip nach Interlaken an den Bockstor. Vor vielen Jahren war ich schon einmal dort und hatte den Ort als finster und düster in Erinnerung. Deshalb machte ich seither einen etwas grösseren Bogen um den Klettergarten. Gut, das ist auch sehr einfach, denn es braucht schon etwas Einsatz und Wille, um vom Basler Jura über die mit Hass-Liebe erfüllte Autobahn bis nach Interlaken zu fahren. 

Bockstor bei Interlaken
In der Regel ist man ja auf der Strecke nicht ganz alleine unterwegs. Aber an diesem Samstag war es aber tatsächlich so. Zu meiner Überraschung ist der Klettergarten nicht mehr dunkel und düster, sondern wunderbar hell und freundlich. Allerdings mussten dafür viele Bäume ihr Leben lassen. Herrliche Kletterei in bombenfestem Fels erwartete uns und ich hüpfte vor Aufregung über dieses tolle Klettergebiet nervös herum. Ich konnte viele Routen klettern und es machte einfach Spass, sich in so fantastischem Fels und bestens abgesicherten Routen zu bewegen. Die Aussicht hinüber auf Eiger, Mönch und Jungfrau rundeten diesen Trip einzigartig ab.

Einmal mehr war die Wettervorhersage für meinen Kletter-Samstag katastrophal, aber die zwei Jura-Saurier liessen sich nicht davon abhalten, trotzdem zusammen klettern zu gehen. So geschah es, dass ich bei strömendem Regen zum ersten Mal in meinem Leben den etwas abenteuerlichen Weg hinauf zum legendären Muggebärg unter die Füsse nahm. Bevor wir nur einen Meter kletterten, entwickelten wir den theoretischen Ansatz, was wohl Aliens in ein paar Jahren denken werden, wenn sie am Muggebärg die vielen Bohrhaken sehen. Sie werden sofort zum Schluss kommen: Kultstätte! Und mit den Ringen in der Wand versuchten die seinerzeit lebende Spezies die Energie in der Höhle zu bündeln. Wir kugelten uns vor Lachen, es waren herrliche und unbeschwerte Stunden mit ganz vielen Kletterabenteuern und Plänen für die Zukunft. 

Dritter Frühling
Im frühen Frühjahr wechselte ich nach langem Überlegen wieder einmal an die Schauenburg. Es hängen ja noch derart viele „Säcke“ rum, ich habe latent den Verdacht, dass ich diese bis zum Ende meines Kletterlebens nicht mehr erledigen kann. Zusammen mit Roland und Andrea verbringe ich wunderschöne, entspannende und zugleich spannende Stunden am Fels. Ich gehe die „Säcke“ an und kann einen nach dem andern abräumen. Mit viel Üben gelingt mir die Route „Dritter Frühling“. Nomen est omen! Endlich freunde ich mich mit der Kletterei an der Schauenburg an und es ist tatsächlich so, dass mit jedem erledigten Sack mehr Freude über dieses Klettergebiet hoch über Liestal zurückkehrt. Einmal mehr stimmt der Satz: „Mind over Machine“. Wenn das Hirn sich in etwas verrannt hat, dann ist es unheimlich schwierig, die Situation nochmals sauber zu analysieren und die notwendigen Schritte zu unternehmen und den Gedanken und gefundenen Lösungen auch effektive Taten folgen zu lassen. Dank der unendlichen Geduld von Roland und Andrea ist mir das für die Schauenburg nach langer Zeit gelungen! Seither besuche ich bevorzugt diesen Klettergarten.

Und dann kam der Tag, an dem ich nach Jahren wieder einmal zusammen mit dem jungen Jura-Saurier an den Chuenisberg ging. Eigentlich hatte ich immer eine ausgezeichnete und schöne Zeit am Chuenisberg, aber die Routen sind alle derart brachial hart für mich, dass ich den Chuenisberg als für mich „abgeklettert“ taxiert hatte. Zusammen spazierten wir gemütlich durch den ruhigen Wald zur „Ravage“ und da wir uns schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen hatten, wussten wir viel zu berichten. Bald schon standen wir unter diesem Epoche machenden Überhang mit so klingenden Namen wie  „Ravage“ oder „Enfant de Bohème“. Ok, ich wusste ja, dass ich in diesem Überhang nichts zu suchen hatte und so ging die Routensucherei für einen alten Mann wie mich los. Und siehe da, wir wurden innerhalb von Minuten fündig. Links neben der bekannten Route „Zur blauen Rebe“ hat Chris vor einigen Jahren die wunderschöne Tour „Lost Causes“ der DKKS-Klasse eingerichtet. Ich geniesse den Luxus, diese Route nicht selber einhängen zu müssen, denn zusätzlich zum Einhängen des Top-Ropes für mich, reinigt Chris noch die ganze Route. Ist das nicht einfach sensationell? Formel-1 Service der Spitzenklasse nenne ich das. Da passt alles haargenau. DKKS? DKKS steht für: die klätteret kei Sau. Nach etwas Üben gelingt mir diese Route im Vorstieg noch am gleichen Tag und ich weiss, dass ich nun noch lange nicht alles am Chuenisberg geklettert habe. Ich freue mich jetzt schon wieder auf den Chuenisberg.

Am Mittwoch, 21. Mai 2014 war ich, auch wiederum nach langer Zeit, wieder einmal im Albtal unterwegs. Zusammen mit Matthias und Viktoria, wir haben uns seit über 2 Jahren nicht mehr gesehen, verbringe ich interessante Stunden in einem restlos überfüllten Klettergarten und kann 1 Projekt im ersten Go abschliessen und eine zweite Route an diesem Abend onsight klettern. Wie sagt man dem in neudeutsch? I’m so psyched!

Mein treuer Freund Roland
Und zu guter Letzt konnte ich am letzten Samstag den „Schrägriss direkt“ mit dem Tiwanacu-Einstieg an der Schauenburg klettern. Bewertung: Old-Style. Mit einem freien Kopf und Freude im Herzen ist diese Route eine richtig schöne Kletterei und nicht die abgespeicherte Murks-Route. 

Wenn nicht der innige Wunsch die „Illusion“ zu klettern und ich nicht von so guten und starken Freunden umgeben gewesen wäre, ich hätte dies alles nicht erleben dürfen. Ich wäre mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit vergangenen Winter dem Klettern verloren gegangen. Zum Leid von einigen und zur Freude vieler. So aber hat mich mein unerwartet früher Erfolg in der „Illusion“ zu neuen Ufern, neuen Abenteuern und unendlich viel Freude und Spass in der freien Natur gebracht.

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