Frühling 2017

von Markus

Es gibt sie im Moment nicht:

  • Kletter-Räubergeschichten
  • Märchen über Heavy Metal im Kopf während der Körper am Limit kämpft
  • Kampf in steilen und schweren Routen
  • Trainings-Philosophien
  • Gerede von geplanten und nicht erreichten Zielen

Es gibt im Moment:
  • eine wunderschöne Zukunft

Klar, ich gehe immer noch voller Herzblut und Engagement zweimal wöchentlich ins B2 zum Training. Gerade gestern hatte ich das Vergnügen, zusammen mit Richi eine etwas härtere Trainingssession zu absolvieren. Die Finger sind heute noch dick und die Muskeln schreien nach Ruhe. Nach den zum Teil sehr langen Arbeitstagen von 9 und mehr Stunden plus zusätzlich 4 Stunden Arbeitsweg braucht es schon eine gewisse Überwindung, statt es sich auf das Sofa bequem zu machen und ein kühles Bier zu trinken, die Boulder-Utensilien zu packen und ins B2 zu fahren. Und wenn die Temperaturanzeige im 1. Stock 34 Grad markiert - wie das vor ein paar Wochen der Fall war - dann ist es einfach warm und jedoch nicht trainingsverhindernd! Ich habe mein Training völlig umgestellt, mache das, was mir gut tut und mir gefällt. Auch freue ich mich immer wieder sehr, wenn ich "liebi Gspänli" treffe und ich mich intensiv mit ihnen austauschen kann. Ja, es ist schön in der Oase B2 trainieren zu können.

Der Samstag gehört immer noch voll und ganz dem Klettern in Gottes freier Natur. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Klettern - meine Leidenschaft. Im Frühjahr 2017 konnte ich sehr viele schöne Mehrseillängen-Routen klettern und verbrachte manch glückliche und zufriedene Stunde am Fels. Nachstehend eine kleine Auswahl:


Arête spéciale

2x Markus am Arête spéciale
Viele Jahre war ich nicht am Arête spéciale in Moutier klettern. Richi brachte mir im November 2016 dieses Juwel im Jura wieder nahe. Am Karfreitag kletterte ich zusammen mit Tobias und Lia diese wunderschöne im Jahre 1926 erstbegangene Linie. Am 24. Juni 2017 war ich innerhalb von 8 Monaten bereits das dritte Mal an diesem fantastischen Stück Fels unterwegs. Meine Seilpartnerin an diesem Tag kletterte vor rund 35 Jahren das letzte Mal über diesen Grat. Für sie war es ein herrliches Revival und für mich die erste Tour nach dem Entscheid der Einwohner von Moutier sich vom Kanton Bern loszusagen und zukünftig dem Kanton Jura anzugehören - fast schon ein historischer Moment. Am 17. Juli 2017 kletterte ich ein weiteres Mal über diesen Grat. Dieses Mal begleitete mich mein langjähriger Freund Markus.


Le Schilt

Fantastische Kletterei in der "Voie Normale"
Le Schilt - für mich das absolute Highlight in diesem Frühling. Die Sportlerwaden laufen sich fast schon heiss, bis der ersehnte Fels zum Klettern sichtbar wird. Doch was Le Schilt bietet, ist einfach traumhaft. Aktuell ist es etwas zu warm um am Le Schilt zu klettern. Im Herbst wird es tolle Bilder geben. Zudem werden wohl auf der Wiese neben dem Parkplatz hoffentlich keine Kühe mehr grasen. Denn die meinten es gut mit meinem Auto. Wobei - klar - wenn da ein schönes Auto steht und erst noch in roter Farbe, dann würde ich als Kuh das Teil auch näher untersuchen. Kuh-Graffiti verzieren seither das Gefährt.


Finale Ligure

Studium des Kletterführers
Bereits früh im Jahr, d.h. im März war ich in Finale Ligure unterwegs. Die Temperaturen waren optimal für mich, der Grip sensationell. Ich konnte viele Routen im onsight klettern. Das italienische Essen hat sich trotz dessen Hülle und Fülle nicht zu Hüftgold veredelt. Wir kletterten zu viele Routen an einem Tag, als dass sich hätte einen zusätzlichen Schwimmring aufbauen können. Von Finale habe ich kaum Bilder mit nach Hause gebracht. Graue Regenwolken hinter grauem Fels - nun ja - das ist jetzt auch gerade der fotografische Bringer. Und - ach ja - der geneigte Blog-Leser wird sicher auch schon mal in Finale gewesen sein.
 




Hugo Weber Trilogie im "Le Paradis"

Mitte April 2017 kletterten Richi und ich eine Trilogie der Klassiker des legendären Hugo Weber, ein exzellenter Kletterer seiner Zeit. Seine Routen im "Le Paradis" sind wunderschön, jedoch in der Zwischenzeit etwas gebraucht. Doch das tut der Brillanz keinerlei Abbruch, ganz im Gegenteil. Wer je durch diese Routen geklettert ist, der sagt "Chapeau".

"La Grande Dièdre directe, 6a+" aus dem Jahre 1957
"Dièdre de Golons, 6a" aus dem Jahre 1958 und
"Face de la Heutte, 6a" aus dem Jahre 1954

Wenn ich durch solche Routen klettere und mir Gedanken über die Jahreszahl mache, dann fasziniert mich dies immer ungemein. Das sind Routen, die wurden geklettert, als ich noch nicht mal auf der Welt war - bzw. meine Eltern hatten nicht mal eine Idee davon, dass sie mal einen Markus aufwachsen werden sehen und durchleiden müssen.

Leider gibt es von dieser Trilogie keine Fotos. Graue Wand inmitten von grauer Wolke - das bringt jetzt nichts.




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