"Kleine Verschneidung" am Brüggler

von Markus

Es gibt in meinem in der Zwischenzeit an Jahren reichen Alter die eine oder andere Geschichte, an die ich mich immer wieder gerne erinnere. So ist das auch in diesem Fall. Die Geschichte muss sich 1978 abgespielt haben, denn ich hatte weder den Führerschein geschweige denn ein Auto.


Roland S. und ich waren bereits an der von Richi geleiteten JO-Tour an den Brüggler dabei und wollten nun dieses wunderschöne Kletterjuwel natürlich aus unseren Freunden Peter und Olivier zeigen. Es muss irgendwann im Sommer 1978 gewesen sein, als wir entschieden, zusammen durch die "Kleine Verschneidung" am Brüggler zu klettern. Die "Kleine Verschneidung" wird mit V+ angegeben, was seinerzeit unheimlich nahe beim Maximum von VI+ lag.

Brüggler

Ich mag mich kaum mehr an Einzelheiten der Begehung der Route erinnern, zu weit in der Vergangenheit liegt das Erlebnis. Schemenhaft erinnere ich mich daran, dass ich ziemlich häufig die Alu-Leitern benutzt habe - sicher an der Schlüsselstelle und sicher auch im Ausstiegsriss. Es war heiss, der Rucksack unendlich schwer, die Bollerschuhe hart und unbequem, die Kleidung alles andere als angenehm. Wir brauchten viele Stunden für den Durchstieg. Nichtsdestotrotz stiegen wir vier Freunde gemeinsam erfolgreich durch die Route und waren glücklich und zufrieden. Die Begehung der "Kleinen Verschneidung" blieb mir in angenehmer Erinnerung.

Es ist Samstag, 3.11.2018, mein Klettertag. Tags zuvor verabrede ich mich mit Richi um 11 Uhr auf P Angenstein. Um 10:30 schaue ich auf mein Telefon und lese die Nachricht: 11h B2 -> Brüggler eher Sonne...?!

Mein Herz hüpft vor lauter Freude, denn wir werden sicher oberhalb der Nebeldecke klettern und hoffentlich viel Sonne geniessen können. Welche Route werden wir wohl klettern? Die Routenwahl überlasse ich wie immer Richi, denn er sieht schon vom Parkplatz aus, wo sich die Leute tummeln, kennt jede Route am Brüggler und weiss, was ich zu "bringen" im Stande bin. Wir tigern los und erreichen nach rund 1 Stunde Marsch den Einstieg. Nun sehe auch ich die überraschend wenigen Seilschaften in der Wand und wundere mich, was die Kletterer alles durch die Wand mitnehmen. Ich erinnere mich zurück ins Jahr 1978 und ertappe mich. Wir hatten seinerzeit auch alles mit dabei und exakt dieses Gewicht durch die Wand schleppen zu müssen reduzierte unsere Kletter-Geschwindigkeit enorm. Doch heute wird das aber sicher nicht der Fall sein, denn von Richi habe ich gelernt, wie eine solches Unternehmen optimal angegangen wird.

Um 14 Uhr starten wir. Das Klettern macht ungeheuer viel Spass, es ist eine grosszügige Felsfahrt. Die Seillängen rauschen vorbei, wunderbare Moves in bombenfestem Fels reihen sich nahtlos aneinander. Die Schlüsselseillänge: in der Retrospektive weiss ich nun, weshalb ich zu weit nach rechts geklettert bin. 1978 steckte dort eine Serie von Holzkeilen und an denen befestigte ich leicht überfordert mein Leiterli. Heute glänzt an der richtigen Stelle ein Bohrhaken. Nach 2 Stunden und 40 Minuten stehen wir wieder bei unseren Rucksäcken. Hinter uns liegt eine fantastische Kletter-Route, welche ich tatsächlich als echte "Perle" in Erinnerung halten werde.

Bockmattli-Turm im Abendlicht

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