Arête du faucon im Le Paradis

von Markus

Es ist Samstag, der 9. März 2019. Samstag bedeutet für mich auch immer Klettertag. Richi und ich ändern nichts an unserem Treffpunkt und sehen uns pünktlich um 11 Uhr auf P Angenstein. Einmal mehr stellt sich die Frage des "Wohin?". Ein Blick an den Himmel und auf die Wetter-App zeigt weniger verheissungsvolles Wetter an. So fahren wir einfach mal Richtung Delémont. Das Wetter ist nicht optimal. Wir fahren weiter nach Moutier, Court und anschliessend Richtung Biel. Die Wolken hängen tief und schwer über der Landschaft. Beim Ort "La Heutte" entscheiden wir uns spontan das Klettergebiet "Le Paradis" zu besuchen, ein wunderschöner Ort.

Arête du faucon - Falkengrat. Bis dato wusste ich nicht einmal, dass es eine solche Route in diesem Gebiet gibt. Doch allein der Name "Arête du faucon" lässt auf schöne und luftige Grat-Kletterei hoffen. 

Der Parkplatz ist vollkommen leer, was allerdings bei der aktuellen Bewölkungslage durchaus nicht verwundert. Wir schultern die Rucksäcke und steigen zum Einstieg hoch. Kurz vor dem Erreichen der Felsen, dürfen wir eine wunderbare "Tier trifft überraschten Mensch und vice versa"-Situation erleben. Richi geht vor mir und pfadet den Weg durch das dichte, rutschige und knietiefe Laub. Plötzlich bleibt er stehen und zeigt auf zwei Gemsen. Die beiden Tiere stehen geschätzt 20 Meter vor uns und schauen uns etwas überrascht an. Wir verharren unbeweglich mehrere Minuten und können die beiden Tiere in ihrer ganzen Brillanz geniessen.

Arête du Faucon im Le Paradis (Bild: Richi Signer)

Beim Einstieg angekommen, fallen die ersten Tropfen. Der Regen hört nach wenigen Sekunden wieder auf, nicht der Rede wert. Gemütlich trinken wir heissen Tee, essen etwas und natürlich diskutieren wir über Gott und die Welt.

Es ist Zeit aufzubrechen. Richi steigt in die Route ein und zu meinem persönlichen Leidwesen, ist der Fels doch etwas feuchter als ich gedacht habe. Doch ich habe volles Vertrauen in Richis und meine Kletterkünste, sodass wir sicher auch über einen nicht ganz trockenen Falkengrat klettern können. Wir kommen sehr schnell voran. Am Stand der dritten Seillänge frage ich Richi etwas zögerlich: "Meinst du, dass es bald zu regnen beginnt?". Er entgegnet mir: "Das ist nur Nebel". Ich glaube ihm. In der vierten Seillänge hat sich der Nebel zu einem handfesten Regen gewandelt. Was ist zu tun? Die Option ist ganz einfach: runter können wir nicht, also geht es nur nach oben. So klettern wir bei Regen sehr konzentriert über den Falkengrat immer unter der Prämisse "Training für die Alpen". 

Nach einem für mich sehr mühsamen Abstieg quer durch den Wald und über nasses Laub, fahren wir zufrieden wieder nach Hause. Der Ausflug ins Paradies hat sich gelohnt, denn ich habe viele Informationen darüber erhalten, wie ich mich auf nassen Fels bewegen muss.

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