"Grims" an den Seeplatten (Räterichsbodensee)

Es geht Schlag auf Schlag - oder - alle guten Dinge sind drei. Nachdem ich mit Markus "Letzter Tango" und "Voie de l'Aldo" geklettert bin, zieht es uns ein drittes Mal zusammen in die Berge. Das Ziel heisst dieses Mal "Räterichsbodensee". Wir werden dort schon etwas Passendes finden, ist meine Idee. Ich freue mich sehr, nach vielen Jahren wieder einmal an den Seeplatten unterwegs zu sein. Ich habe sehr gute Erinnerungen an dieses Klettergebiet. 

Erste Seillänge von "Tim und Struppi"

Am Samstag, 18. Juli 2020 fahren wir wieder früh morgens los. Ohne Kaffee-Halt oder dergleichen Zeitversäumnisse, fahren wir direkt zur Staumauer am Räterichsbodensee. Dieses Mal fehlt der Wind, es ist angenehm warm, die Sonnencrème ist bereits dick aufgetragen, es wird ein toller Tag werden. Wir packen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zu den Seeplatten. In Erinnerung hatte ich, dass es maximal 15 Minuten dauert, bis der Kletterer die ersehnten Platten anhimmeln kann. Wie die Erinnerung doch täuschen kann! Es sind 15 Minuten und ein paar zusätzliche Minuten bis wir am Einstieg von "Tim und Struppi" stehen. Ein kritischer Blick zeigt, dass es tags zuvor wohl stark geregnet haben muss, denn die oberen Plattenstellen weisen breite Wasserläufe auf. Nun gut, es wird schon klappen. Ich steige in die Route ein und tanze zwischen den nassen Stellen nach oben bis zum ersten Stand und nehme Markus nach. Die zweite Seillänge ist dann alles andere als trocken. Viel Wasser fliesst über die Felsen, an ein Weiterkommen ist nicht zu denken, ohne dass es wirklich richtig gefährlich wird. Wir seilen ab und die Sucherei nach einer trockenen Route geht los. Wir haben unterschätzt, was "Regen" an der Grimsel bedeuten kann. In jeder für uns kletterbaren Route hat es lange nasse Stelle. Über nasse Platten getraue ich mich nicht zu klettern, wäre es jetzt strukturierter Fels, ich würde das Wagnis eingehen. So suchen wir weiter und werden doch noch fündig. "Grims" heisst die Route, ist an diesem Tag total trocken und hervorragend mit Bohrhaken abgesichert. 

Eine dieser wunderschönen Seillängen von "Grims"

Die fantastisch schöne letzte Seillänge - genial

Wir machen uns bereit und Markus steigt die erste Seillänge vor. Was ein richtiger Jura-Kletterer ist, der wird mit den ersten Metern nicht sonderlich verwöhnt werden. Es hat keine Griffe und kaum sichtbare Tritte. Das typische "Rumgeeiere" geht sofort los und lässt auch mir als Sichernden ein paar Stossgebete gegen den Himmel schicken. Ja, die Umstellung auf reine Plattenkletterei fordert immer seinen Tribut in leicht erhöhtem Blutdruck und Runzeln auf der Stirn. Markus kommt am ersten Stand an und sichert mich nach. Bin ich froh, dass das Seil nach oben geht! So kann ich meinen Blick auf kleinste Unebenheiten trainieren und übe, meinen "Corona-Bauch" optimal einzusetzen. Bald bin ich bei Markus am Stand und nun liegt es an mir, die zweite Seillänge anzugehen. Die ersten Meter "eiere" ich weiter, doch plötzlich bekomme ich dieses wunderbare Plattenschleicher-Gefühl - süchtig machend! Konzentriert steige ich weiter, es bereitet mir enorm Freude diese Seillänge zu klettern. 

Markus im Doppelpack - der "Jura-Saurier" inkl. Corona-Bauch

So klettern Markus und ich durch diese fantastisch schöne Route an den Seeplatten in abwechselnder Führung und haben grossen Spass daran. Einer Seilschaft, welche bereits wieder im Abstieg ist und deren Seil sich beim Abziehen in einer Granit-Höhle verheddert hat, helfen wir natürlich sehr gerne. So haben auch wir beide noch eine gute Tat an diesem Tag getan.

Räterichsbodensee

Noch eine dieser wundervollen Seillängen

Und noch eine...

Und noch eine...

All Pictures by Markus - besten Dank für die Bilder und diese gemeinsame Tour!

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