Via Gottardo: In 18 Tagen von Nord nach Süd durch die Schweiz - 2021/7

Von Flüelen nach Amsteg am Freitag, 11. Juni 2021

Basil korrigierte auch diese Etappe zu unserem Besseren. Gemäss Schweizmobil ist bereits nach einer angenehmen Schifffahrt über den Vierwaldstättersee und einer 4 Kilometer langen Wanderung nach Altdorf das Tages-Soll erreicht, nur um tags darauf einen 28 Kilometer Marsch den Berg hoch vor sich zu haben. Doch unser Plan ist, dass wir in insgesamt 9 Tagen von Basel bis auf den Gotthardpass marschieren. Und heute ist bereits Freitag, wir haben also noch ein paar Kilometer Wanderung vor uns und nur noch 3 Tage Zeit!

Wir wandern deshalb folgende zwei Strecken:
  • Flüelen nach Amsteg (Freitag)
  • Amsteg nach Andermatt (Samstag)
Basil kehrt am Freitag zum vereinbarten Zeitpunkt nach Luzern zurück und holt mich im Hotel ab. Wir packen das Auto und fahren nach Flüelen zur Schiffs-Anlegestelle, wo wir das Auto parkieren.

Malerisch schön liegt der Vierwaldstättersee vor uns

Die heutige Etappe verläuft bis nach Erstfeld praktisch eben, um ab dort bis nach Amsteg nur noch anzusteigen. "Welcome to the Mountains" und es wird wohl eine sehr anstrengende Etappe werden. Bereits nach kurzer Zeit sind wir mitten in Altdorf und wie ganz viele andere Leute auch, bestaunen wir das wunderschöne Denkmal des "Wilhelm Tell". 

Basil vor dem legendären Tell-Denkmal



Weiter geht es durch Altdorf, wo wir wunderschönen Trockensteinmauern entlang marschieren, bis wir Richtung Autobahn abzweigen, um diese zu unterqueren, um auf deren andere Seite zu gelangen. Die Reuss sprudelt wild und so hören wir nichts vom Autolärm, sondern wandern auf einem schönen Wanderweg bei besten Bedingungen entlang schöner Wiesen bis zur Gotthard-Autobahnraststätte und von dort weiter nach Erstfeld.

Entlang der Reuss Richtung Erstfeld

In Erstfeld überfällt uns nicht unerwartet der Hunger und tatsächlich finden wir auch ein Restaurant mit dem vielversprechenden Namen "La Chica". Es ist 14:10 und somit sind wir für schweizerische Verhältnisse 10 Minuten zu spät. Deshalb beehren wir den Denner gleich nebenan, kaufen Wurst, Brot und Tranksame, um dies im Schatten eines grossen Gebäudes auf dessen Stufen sitzend zu verzehren. Die Pause tut gut, alles ist bestens. 

Gestärkt starten wir in die Bergetappe. Der Wanderweg zieht sich durch eine unerwartet schöne Gegend. Wir lernen die Gotthard-Eisenbahnlinie detailliert kennen, denn es gibt an allen wichtigen Orten Hinweistafeln. Meine Hochachtung den Erbauern der Gotthard-Eisenbahnlinie gegenüber wird von Hinweistafel zu Hinweistafel grösser. 

Langsam aber sicher werde ich müde und wir müssen uns zudem Gedanken darüber machen, wo wir übernachten werden. Irgendwo mitten auf der Strecke zwischen dem wunderschönen Silenen und Amsteg sitzen wir auf ein Bänkli mit herrlichem Ausblick in die Gegend und konzentrieren uns auf diese Aufgabe. 

Der einzigartig schöne Wohnturm von Silenen


Das spektakuläre Innenleben des Wohnturms

Da wir in der Schweiz unterwegs sind, habe ich keinerlei Bedenken, dass wir ein gutes Hotel finden werden. Doch unsere Ansprüche, nicht im gleichen Bett schlafen zu müssen und ohne Etagen-WC stellen Booking.com auf eine harte Probe. Basil wird in Andermatt fündig. Allerdings ist es sehr seltsam, dass kaum Hotelzimmer in Andermatt verfügbar sind. Wir können uns keinen Reim darauf machen. Ja, gut, das Chedi hat immer ein paar Zimmer bereit. Doch zweitausend Stutz für eine Nacht finde selbst ich etwas übers Ziel hinausgeschossen. 

Wir wandern weiter, immer begleitet von spektakulären Blicken auf die Konstruktionen der Autobahn und der Eisenbahn-Linie. Seltsamerweise stören mich die beiden Bauten überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Es ist für mich immer wieder eine Überraschung, welche Bau-Lösungen gefunden wurden, damit alle Reisenden in einem Höllentempo gen Süden oder Norden fahren können.

Die Kilometer zerren an mir und ich bin froh, dass der Wanderweg mitten in Amsteg bei deiner Postauto-Haltestelle durchführt. Schnell ist klar, dass wir mit dem Postauto, welches in 4 Minuten kommt, nach Flüelen fahren, um anschliessend mit dem Auto nach Andermatt zu fahren.

Wir fahren von Flüelen auf die Autobahn und verlassen diese bei der Ausfahrt Göschenen. Wir ahnen bereits, was am nächsten Tag auf uns zukommen wird. Mit hüpfendem Herz fahre ich die Schöllenen hoch. Schönste Erinnerungen an die Begehungen von "Amateurweg" und "Geburtstagswäg" werden wach. In Andermatt sehen wir sofort den Grund, weshalb es kaum Zimmer freihat. Die Tour de Suisse hat Andermatt als Etappenort und sofort wird uns klar, dass wir eigentlich noch Glück hatten, ein Zimmer zu finden.

Werden wir diesen Wagen brauchen?

Schnell beziehen wir das Zimmer, ruhen uns aus und ab geht's zu einem grossen Bier. Vor der Beiz sitzend gratulieren wir uns für unsere Leistung und nehmen dieses eigenartige positive Vibrieren wahr, wenn ein grosses Sport-Event stattfindet. Nach zu einem zünftigen Z'Nacht gehen wir schlafen und ich zersäge zum grossen Leidwesen von Basil sicher 2 Ster Holz. 

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