Via Gottardo: In 18 Tagen von Nord nach Süd durch die Schweiz - 2021/2

Von Liestal nach Läufelfingen am Sonntag, 6. Juni 2021

Die Nacht von Samstag auf Sonntag verbringt jeder bei sich zu Hause, ein wunderbares Nachtessen und anschliessend das wohlige eigene Bett geniessend. Die ersten 20 Kilometer sind geschafft und auch die Schuhe, der Rucksack und die Regenjacke werden am Sonntag wieder trocken sein.

Ich hole Basil in Basel ab und wir fahren zusammen nach Liestal. Wir parkieren das Auto beim Bahnhof und starten mit der zweiten Etappe. Vom Bahnhof aus geht es zunächst ins "Stedtli" Liestal, immerhin der Kantonshauptort des Kantons Basel-Landschaft. Die einen vermuten es, die andern wissen es. Ich hatte das seltsame Vergnügen, meine Rekrutenschule und die Unteroffiziersschule in der Kaserne in Liestal zu absolvieren. Deshalb kenne ich praktisch jede Strasse und jeden Weg in Liestal und Basil muss die eine oder andere Räubergeschichte aus jener Zeit über sich ergehen lassen. Das Stedtli wurde richtig schön hergerichtet und statt Autos gibt es jetzt eine schöne Fussgängerzone. Ich geniesse den Weg hinauf zum Tor, welches beim Chienbäse-Umzug ein wichtiger Bezugspunkt ist. Weiter geht der Weg an der Kaserne vorbei, von der ich nicht weiss, wozu sie noch gut sein soll. Eigentlich benötigt die Armee diese Kaserne nicht mehr, doch Liestal kann und will offenbar nicht auf die Soldaten und deren Geld verzichten. So steht die Kaserne wie seinerzeit 1980 und 1981 unverändert da. Ich erinnere mich mit Schrecken daran, dass ich seinerzeit einmal für den Weg vom "Chügeli" in die Kaserne, ein Weg von vielleicht 200 Meter, rund 30 Minuten brauchte. Schuld daran war der eine oder andere Kaffi Luz, der "nicht ganz ok" war und mir eine nervöse Nacht und einen noch schlimmeren Brummschädel am nächsten Tag bescherte. 

Bereits morgendlichen Studium des heutigen Weges ahnte ich, dass die Etappe etwas mühsam werden könnte. Basil und ich wandern auf der vorgegebenen Route und leider bestätigt sich meine Vorahnung, jedoch nicht ganz so stark, wie ich befürchtet habe. Basel und Umgebung ist eine erfolgreiche Gegend und erfolgreiche Gegenden weisen zugebaute Quartiere, Strassen ohne Ende, Beton in allen mögliche und unmöglichen Variationen und vielfältige Industrie, mit an Scheusslichkeit kaum zu überbietenden Bauten auf. 

Blick nach Sissach mit der Sissacher Fluh

Wir wandern der Hauenstein-Linie entlang und mir imponiert dieses Bauwerk enorm. Diese Linie wurde im 19. Jahrhundert errichtet, mit der seinerzeit möglichen Technologie und bildet noch heute einen Lebensnerv der Schweiz. Eindrücklich ist die Linie aus dem Grund, denn ich stelle mir immer wieder vor, wie viel Schweiss, Arbeit und noch mehr Arbeit notwendig war, dieses Bauwerk zu errichten. Wir nehmen diese Linie als Selbstverständlichkeit wahr, doch Mitte des 19. Jahrhunderts war dies ein europäischer Meilenstein, etwas, was wir heute getrieben von Partikularinteressen nie mehr hinbekommen werden.

Inspirierte sogar Ferdinand Hodler

Endlich erreichen wir das Eisenbahn-Viadukt von Rümlingen. Von hier geht der Weg steil hoch durch den Wald nach Häfelfingen. In Häfelfingen angekommen, fühlt es sich "etwas komisch" an. Wir fühlen uns wie auf einer zweiten Ebene, sind weit weg von Eisenbahn, Auto, Stress, Lärm und dergleichen. 

Überraschung in Häfelfingen

Dieser ruhige Ort lädt zu einer kurzen Pause ein, bevor wir weiter auf den Homberg wandern. Zu meiner Überraschung steht auf dem Homberg die Ruine Homburg. Ich liebe es ja, Ruinen und Burgen zu besichtigen und so hüpft einmal mehr mein Herz, als wir diese gut erhaltene und hergerichtete Ruine entdecken und die vielen Tafeln mit interessanten Informationen studieren können. 

Etwas angezählt und nicht mehr so wahnsinnig interessiert ...

Der Abstieg nach Läufelfingen ist einfach und schon bald bringt uns der Zug von Läufelfingen zurück nach Liestal. Wieder können wir eine Nach zu Hause im eigenen Bett verbringen, bis dann am Montag das wirkliche Wanderleben starten wird. 

Ruine Homburg

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