Via Gottardo: In 18 Tagen von Nord nach Süd durch die Schweiz - 2021/4

Von Zofingen nach Sursee am Dienstag, 8. Juni 2021

Gut ausgeruht und frisch gestärkt starten wir in die bisher längste Etappe der Via Gottardo. Zunächst bestaunen wir Zofingen mit der grössten Altstadt im Kanton Aargau in seiner ganzen Schönheit und machen uns anschliessend auf den Weg. 

Partner-Hotel - weil der Partner im Spittel ist

Die Strecke vom Vortag spüre ich klar und deutlich. Nicht, dass ich Muskelkater oder sonst irgendwelche Schmerzen hätte (Ausnahme: Sehne), sondern die Gesamtbelastung der 3 Tage ununterbrochenen Marschierens zeigen mir, dass ich eben nicht mehr der Jüngste bin. Aufhören? Pause einlegen? Nein, sicher nicht! Auch nach einem Tag Ruhe würde ich mich sicher nicht besser fühlen. Somit bleibt nur das Marschieren übrig.

Die Wanderung ist angenehm und abwechslungsreich. Basil hat sich zum Ziel gesetzt, alle nicht in Gebrauch befindlichen Hüpfburgen zu zählen. Die Dinger stehen praktisch in jedem Garten, sehen nicht schön aus und verschönern die Häuser und Gärten, die ansonsten gehegt und gepflegt sind, nur bedingt.  Wir konzentrieren uns auch auf das Finden von Gabionen. An allen möglichen und unmöglichen Orten stehen diese Dinger und obwohl wir im Mittelland mit seinen schönen weissen Kalkfelsen und Steinbrüchen sind, sind die Gabionen mit Granit - höchstwahrscheinlich aus China - gefühlt. Es passt einfach nicht so richtig, doch das scheint die Besitzer nicht zu stören. Hauptsache der Feind, sprich der Nachbar, kann nicht in den Garten sehen! So bastelt sich jeder Hausbesitzer seinen eigenen Bunker, es fehlen nur noch die Schiessscharten. Aber was nicht ist, das kann noch werden. Irgendwie beschäftigt mich dieses "sich Zumauern". Auf der einen Seite geben wir Schweizer an "wie ein Wald voller Affen, wie cool, tolerant, weitgereist, verständnisvoll und einfach toll" wir sind und auf der anderen Seite ist die wahre Seite des Schweizers, also die Bunkermentalität, klar zu sehen. Hm...

Der ebene Wanderweg führt uns zunächst nach Wikon, doch bevor wir Wikon erreichen müssen wir feststellen, dass Adelboden eben nicht Adelboden ist. Sondern Adelboden gibt es auch auf dem Weg nach Wikon. Und wieder haben wir etwas gelernt. Durch typisches Mittelland-Agglomerationsgebiet geht der Weg weiter nach Reiden, welches ich bisher lediglich als Autobahnausfahrt wahrgenommen habe. Von Reiden geht die Wanderung weiter nach Dagmersellen, wo wir unsere wohlverdiente Mittagsrast einlegen. Nach einer guten Stärkung nehmen wir den zweiten Teil des Weges auf. Mit Entsetzen muss ich realisieren, dass auf einem Wegweiser die Strecke nach Sursee tatsächlich mit 4 1/2 Stunden angegeben wird. Ich frage Basil, ob denn das nicht ein Irrtum sein könnte. Seine Antwort "Nein" erschüttert mich!

Mein Kampf gegen die Kilometer geht weiter. Wir kommen an so wunderbaren Orten wie Autobahnein- und -ausfahrten vorbei und steigen durch einen dichten Wald auf den Santeberg und legen nach 2 Stunden wandern eine Pause auf der Chätzerigerhöchi ein. Gemäss Beschreibung sollten wir jetzt einen schönen Blick auf die Alpen haben. Wir haben schon einen schönen Blick, jedoch auf eine dicke, schwarze und Unheil versprechende Wolke. Es wird sehr bald ein starkes Gewitter geben und so auf einer Höhe stehend, ist das nur der zweitbeste Ort. Wir beeilen uns, doch das Gewitter holt uns ein. Wir finden einen Unterstand und warten. Doch das Gewitter will nicht weiterziehen. Was ist zu tun? Basil meint, wir könnten ja jetzt in eine Beiz gehen, etwas essen und trinken und nach dem grossen Gewitter weiter bis zum Bahnhof in Sursee wandern. Da hat Basil die Rechnung ohne den Infanteristen Markus gemacht! Im strömenden Regen laufen wir der Bahnlinie entlang quer durch einen Wald bis zum Bahnhof und werden komplett durchnässt. Abenteuer!

Es regnete auf den letzten Kilometern...

Von Sursee fahren wir mit dem Zug wieder zurück nach Zofingen zur Unterkunft im "Partner Hotel".

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