Via Gottardo: In 18 Tagen von Nord nach Süd durch die Schweiz - 2021/5

Von Sursee nach Sempach am Mittwoch, 9. Juni 2021

Ich bin sehr froh, dass Basil diese kurze Strecke eingeplant hat, d.h. die offizielle Etappe 6 in 2 Etappen gesplittet hat. So müssen wir morgens nicht früh aus dem Bett, können das Frühstück geniessen und den Tag ruhig und gemächlich angehen. Ein 30-Kilometer Marsch nach einem 26-Kilometer Marsch nach einem 24 Kilometer Marsch ist einfach auch für uns zu viel des Guten. Deshalb gibt es heute den Abschnitt Sursee nach Sempach und tags darauf geht es von Sempach nach Luzern.

Start in Sursee

Die Kleider sind in der Zwischenzeit wieder trocken, doch die Schuhe sind noch nass. Doch was ein guter Wanderer ist, der hat ein Paar Ersatzschuhe mit im Gepäck. Diese kommen nun heute zum Einsatz.

Sursee mit seinem wunderschönen Ortskern

Wir fahren mit dem Auto an den Ausgangspunkt in Sursee und parkieren beim Bahnhof. Gemütlich laufen wir durch Sursee und bestaunen dieses schöne Städtchen. Kaum sind wir aus dem Stadtkern heraus, schon sehen wir wieder die übelsten fantasielosen Industrie-Bauten. Ja, es muss halt billig sein und sicher nicht schön aussehen. Zollen wir gemeinsam dem Kapitalismus Tribut. Der Weg führt zunächst der Autobahn entlang, unterquert diese und zieht anschliessend wunderschön durch die Rebberge. Bereits um 14:30 Uhr sind wir in Sempach. Ja, da schlägt mein Herz gleich höher. Wer kennt sie nicht, die Schlacht von Sempach und die Heldensaga von Arnold von Winkelried. Es ist kurz nach 14 Uhr und wir haben Hunger. Deshalb essen wir beim Thai, denn alle bodenständigen Restaurant haben Zimmerstunde. Basil gelingt das Kunststück, in Sempach eine Unterkunft für 2 Nächte zu finden. Von Sempach fahren wir in wenigen Minuten mit dem Zug zurück nach Sursee. Beim Öffnen der Autotür fallen wir fast in Ohnmacht, denn die nassen Schuhe mit dem darin vermengten Fussschweiss haben zu einem veritablen "Duft" im Auto gesorgt. 

Zwei Löwen vor dem legendären Löwen-Denkmal

Was ein guter Schweizer ist, der kennt natürlich die berühmte Schlacht von Sempach und wie wichtig diese am 9. Juli 1386 für die Eidgenossenschaft war.  In meinem Hirn dreht sich wieder alles um das Verb des Wortes Schlacht, welches ja schlachten ist. Es ist schauerlicher Gedanke, doch es muss seinerzeit so gewesen sein. Vor vielen Jahren stand ich schon einmal sehr gelangweilt auf dem Schlachtfeld. Das hat sich grundlegend geändert und so besuchen Basil und ich diese historische Stätte, mit der auch die Geschichte von Arnold Winkelried einhergeht und lesen alle aufgestellten Tafeln mit den sehr interessanten und aufschlussreichen Texten. Und dann lese ich den Satz, dass am Morgen des 9. Juli 1386 sich die Eidgenossen versammelten und auf die Gegner warteten und dass dieser 9. Juli ein glühend heisser Tag war. Woher wir das so genau wissen, das steht leider auf keiner Tafel. Doch die Kombination Juli und warm bzw. heiss, das funktioniert tadellos.

Das Denkmal für Arnold von Winkelried

Und dann dreht sich bei mir einmal mehr wieder das Gedankenkarussell rasend schnell. Es war also ein glühend heisser Juli-Tag. Die Gegner der Eidgenossen kamen hoch zu Ross und trugen Ritterrüstungen. Diese sind nicht durchgängig atmungsaktiv, doch sehr strapazierfähig. Wir alle haben sicher schon eine solche Ritterrüstung gesehen. Auf dem Schlachtfeld gibt es bis heute nicht viele Bäume, sprich Schatten. Und jetzt stelle ich mir folgenden Ablauf vor: da kommt also ein Ritter in glänzender Ritterrüstung hoch zu Ross daher. Das Pferd pfeift vor lauter Gewicht des Reiters und der Hitze "aus dem letzten Loch". Weit und breit ist kein Eidgenosse zu sehen, den man niedermetzeln könnte. Die Eidgenossen sind ja schlau, bauernschlau. So stehen nun die durchtrainierten Ritter auf ihren geschwächten Pferden in der glühend heissen Sonne zur Schlacht bereit und das einzige was passiert ist, dass wohl Bäche von Schweiss im Innern der Rüstung herunterlaufen. Alles ist nass, durchtränkt von Schweiss. Die Sonne glüht, die Rüstung glüht, der Durst quält und ein Ende ist nicht abzusehen. Wo sind denn diese Eidgenossen, die es abzuschlachten gilt? Und dann kommen sie, treffen auf durchgekochte Ritter auf müden Pferden, ziehen sie mit der Hellebarte vom Pferd und erstechen sie im nächsten Augenblick. Es muss ein schauerliches Blutbad gewesen sein, eben eine Schlacht!

Sempach

Tief beeindruckt verlassen wir den Ort des Schlachtens und gehen Abendessen. Den Abend lassen wir anschliessend am Ufer des Sempachersees ausklingen.


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